SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Ambrym Teil 2 – Besteigung eines Vulkans

(02.10.2017 – Tag 1.198)

Am nächsten Morgen ist der Himmel über dem Vulkan durch dicke Wolken bedeckt. Wir haben zwar auf besseres Wetter für die kleine Expedition gehofft, können es aber nicht mehr ändern. Thomas fährt in aller Früh Natalya mit Franka und Vsevolod an Land. Unser Führer ist pünktlich und wartet schon an der vereinbarten Stelle. Wir fahren auf der Ladefläche von seinem Pickup bis zum Dorf und weiter auf einer sehr holprigen Piste durch den landwirtschaftlich genutzten Teil des Waldes. Nur gut, dass wir uns für die Fahrt und gegen den Fußmarsch entschieden haben. Durch Felder und Palmenplantagen veränderter Wald ist nicht wirklich spektakulär.

Als der Weg mitten im nirgendwo endet, müssen wir aussteigen und unseren Weg zu Fuß fortsetzen. Der schmaler Pfad führt weiter den relativ steilen Hang hinauf. Wir gehen vorbei an riesigen Banyanbäumen und haushohen Farnen. Natalya versucht ein Photo von der Bucht zu schießen, doch die Vegetation ist so dicht, dass sie keine geeignete Stelle dafür findet, dichte Vegetation nimmt jeden freien Raum für sich ein. An einer Stelle bleibt unser Führer stehen und kündigt eine kurze Pause an. Während wir uns schweißüberströmt über eine kleine Verschnaufspause freuen, schnitzt er mit seiner Machete an einem dicken Baumfarn entlang des Weges. Die noch etwas grobe ungehobelte Figur gehört zu der traditionellen Kunst auf Ambrym. Damit sie fertig wird, muss unser Führer noch ein paar mal zum Vulkan hoch laufen. Wir marschieren weiter durch den Dschungel bis wir den Rand der Caldera erreichen. Vor etwa 2 Tausend Jahren wurde die Vulkanspitze durch eine immense Explosion weggerissen, dabei wurden 70 Kubikkilometer Material in die Luft geschleudert. Übrig blieb ein Loch von etwa zehn Kilometern Durchmesser.

Im Inneren der Caldera seiht es anders aus als man es von einem Vulkan erwartet. Eigentlich haben wir uns so eine karge Landschaft wie auf Lanzarotte vorgestellt, mit erstarrten Lavaströmen und überall herumliegenden Vulkanbomben. Stattdessen laufen auf einem breiten Weg aus kleinen schwarzen Kieselsteinen, der Spur einer der späteren Eruptionen. Man kann deutlich sehen, wie Pflanzen Schritt für Schritt das Terrain wieder erobern. An einigen Stellen sieht man nur Moos und Flechten, weiter drüben breitet sich ein saftiger Grasteppich aus. Stachelige Büsche verteidigen ihren Platz unter der Sonne. Plötzlich steht eine einzelne Palme mitten im Weg. Vor allem im Kontrast mit dem Schwarz des Gesteins wirken die von Pfalzen überwucherten Ränder des Stromes unglaublich grün. Ganze Felder von wild blühenden Orchideen sprenkeln das Gras.

Unser Führer greift zu seiner Machete und scheidet aus schilfartigen Pflanzen Speere, die er jedem von uns in die Hand drückt. Jeder, der zum ersten mal zum Vulkan geht muss an dieser Stelle den Speer werfen, um den Vulkan milder zu stimmen und sich eine schöne Aussicht auf den Lavasee zu verschaffen. Wir machen brav mit. Auch die junge Frau des Führers, die von dem benachbartem Insel Ambae stammt, und heute zum ersten Mal zum Vulkan geht, bekommt einen Speer.

Wir laufen an einem Kuhschädel vorbei. Die Jäger aus dem Dorf kommen regelmäßig hierher, um verwilderte Tiere aufzuspüren und zu jagen. Auf der Jagd ernähren sie sich von dem was der Wald hergibt. Unser Führer schlägt eine junge Palme ab und schält die harte Rinde ab. Das Innere der Palme schmeckt zwar ein wenig bitter, ist aber saftig. Schön, wenn man das Wasser nicht wie wir auf dem eigenen Rücken bergauf mitschleppen muss. Wir dürfen auch kleine schwarze bittersüß schmeckende Beeren probieren. Die ledrige Haut sollte man nach dem Kauen wieder ausspucken.

Wir kommen zu einem offenen Plateau. Der Kegel des Vulkans erscheinen noch so fern. Die Kinder bezweifeln, ob wir überhaupt heute so weit und so hoch kommen. Zum ersten Mal sind wir froh über den bedeckten Tag. Im offenen Gelände wären wir den Sonnenstrahlen schutzlos ausgesetzt gewesen, und das Gehen ist schon ohnehin schweißtreibend genug. Es beginnt nach Schwefel zu riechen. Nach einer kurzen Pause für Lunch an einer Jagdhütte laufen wir in einem ausgetrocknetem Bachbett weiter. Am Rande des Bachs wächst hohes Gras, doch es ist weit und breit kein Wasser zu sehen. Auch diese Insel wird von der ungewöhlichen Trockenheit geplagt.

Der Weg windet sich weiter nach oben. Der beißende Schwefelgeruch wird immer intensiver. Von der Vegetation bleiben nur Flechten übrig. Der Weg wird lose, der weitere Aufstieg mühsam. Schauen wir zurück, öffnet sich uns ein atemberaubendes Panorama auf die grüne, durch alle Art Hügel durchsetzte Caldera. Eine alter, schon durch viel Grün bedeckter Krater hebt sich besonders hervor. An manchen Stellen klettern wir auf allen Vieren, die Füße finden im losen Schutt keinen ausreichenden Halt mehr. In der Nähe des Kraters müssen wir uns mehrmals hinsetzen und abwarten bis eine Wolke giftigen Rauchs über uns vorbei zieht. Zum Glück treibt der vorherrschende Wind die Vulkanwolken zu der gegenüber liegenden Seite des Kraters.

Endlich sind wir oben und können in den brodelnden Hexenkessel hineinsehen. Der Vulkan ist furchteinflössend. Auch wenn die Sicht durch den aufsteigenden Rauch eingeschränkt ist, schimmern die Blasen der kochenden Lava zu unseren Füßen durch den Rauchschleier. Es rumort und donnert im Berginneren. Vsevolod ist das nicht ganz geheuer. Nach einem kurzen Blick würde er von hier lieber so schnell wie möglich verschwinden. Der Rauch steigt beißend in die Nase, trocknet schnell den Hals. Natalya versucht noch ein Bild vom kochendem Lavasee zu machen, doch es ist gar nicht so einfach. Im Vergleich zu der Größe des Kraters ist der See winzig klein, und liegt tief im Krater, fast direkt unter uns.

Wir machen uns auf den Rückweg. Die losen Steine rutschen unter unseren Füßen und beschleunigen unseren Abstieg. Wir müssen uns immer wieder am Hang fest klammern, damit wir nicht auf dem Hosenboden runter fahren. Ab und zu fallen vom Himmel ein Paar Tropfen Regen. Unser Guide erklärt uns, er sei froh, dass es nicht ordentlich regnet. Der Regen sei hier durch die Vulkandämpfe sauer.

Auf dem Rückweg sammelt die uns begleitende junge Frau ein Blumenstrauß. Vsevolod entscheidet sich, für Talora, die morgen Geburtstag hat, auch einen kleinen Strauß zu sammeln. Alle helfen mit und der Strauß erreicht bald eine ordentliche Größe. Die Kinder unterhalten sich auf dem Rückweg mit Photographieren und schießen abwechselnd Bilder von allem, was ihnen in den Weg kommt.

Im Dschungelteil sind ihre Beine schon so müde, dass selbst der Blumenstrauß Mama zum Tragen gegeben wird. Wie schön, dass wir nicht die ganze Strecke zurück laufen müssen, sondern in unseren Pickup wieder einsteigen und bis zu Outer Rim fahren können!

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