SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Kauri-Bäume auf der roten Insel

(21.10.2017 – Tag 1.217)

Vor vielen Millionen Jahren war Neukaledonien – ebenso wie Australien und Neuseeland – ein Teil des Großkontinents Gondwana. Im Laufe dessen Zerfalls trennten sich Neukaledonien etwa vor 80 Millionen Jahren von Australien und weitere 20 Millionen Jahren später von Neuseeland. Die zur Trennung führende Bewegung der tektonischen Platten versetzte die Insel jedes Jahr ein Stückchen weiter nach Nordosten. Heute liegt dieser Inselarchipel mehr als 1500 km vom nächsten Festland entfernt. Diese Isolation führte zur Entstehung einer einmaligen Tier- und Pflanzenwelt. Urtümliche Pflanzenarten wie Araukarien und Farnen entwickelten sich hier ohne viel Konkurrenz zu einem beeindruckenden Artenreichtum. Versuche, eine der berühmtesten Araukarien – einen Kauribaum – zu sehen, haben wir schon in Vanuatu unternommen, jedoch ohne viel Erfolg. Die alten Bäume waren entweder schon abgeholzt oder so tief mitten im Wald, dass man sie nicht ohne Weiteres erreichen konnte.

Auf Neukaledoniens Hauptinsel starten wir einen neuen Versuch. Wir steigen in unseren Mietwagen und fahren zum Parc Provincial de la Riviere Bleue. Dieses große Naturreservat liegt zwar nur eine Stunde von Noumea entfernt, wird aber vom Hauptstrom des Tourismus weitgehend verschont. Als wir ankommen, ist nicht wirklich viel los. Wir kämpfen uns durch die französische Preisliste und schaffen es auch zusätzlich zu den Eintrittskarten noch Tickets für den Shuttlebus zu kaufen. Wir sind spät dran und die meisten Abfahrt- und Rückfahrtzeiten sind schon ausgebucht. Flexibilität gibt es nicht – man muss beim Betreten des Parks schon wissen, wie lange man wo wandern will.

Es dauert noch einige Zeit, bis wir mit dem Shuttlebus in den für den Autoverkehr gesperrten Teil des Parks fahren dürfen. Für die Zeit suchen wir uns im Wald einen kurzen Weg. Die Kinder sammeln Araukarienzapfen und Nadeln. Von Kauribäumen fehlt noch jede Spur.

Bevor wir in den Schuttlebus einsteigen, müssen wir eine über den Bleue gespannte Holzbrücke überqueren. Angeblich ist sie nach der letzten Flut so beschädigt, dass keine Autos darauf dürfen, selbst Fahrräder müssen geschoben werden. Nicht allen gefällt es ohne Geländer so hoch über dem Boden zu gehen. Es fängt an leicht zu regnen. Dieses Mal sind wir schlecht vorbereitet und haben nicht mal Regenjacken dabei. Hoffentlich wird es uns nicht kalt.

Erste Haltestelle ist am versunkenen Wald. Da sehen wir unsere ersten Kauris, leider allesamt schon lange tot. Nachdem der Fluss seinen Lauf geändert hat, sind sie alle abgesoffen und abgestorben. Mitten in einem ausgetrockneten Flussbett aus der roten Erde wirken sie gespenstisch und still und hinterlassen den Eindruck einer Marslandschaft. An der nächsten Station Grand Kaori steigen wir aus, um endlich einen lebendigen Baum zu sehen.

Der Pfad führt zu einem über 1.000 Jahre alten und entsprechend dicken Baum. Unsere Kinder, vor allem Arvid, interessieren sich nicht wirklich für die Bäume. Viel lieber ist ihnen ein Bach am Rande des Pfades, in dem man über die durch die Flut angeschwemmte Stämme klettern und Dämme bauen kann. Sie finden es viel zu schade, dass wir nicht den ganzen Tag am Bach verbringen können und zur Straße zurück kehren wollen. Auf dem Rückweg sieht man auch einige Reste der industriellen Forstwirtschaft: verrostete Geräte, vereinzelte Eisenbahnschienen. Wenn man aufmerksam schaut fällt auch hier auf, dass richtig große Bäume fehlen: vieles wurde gerodet bevor der Park unter Naturschutz gestellt wurde.

Für die großen Hikes haben wir heute keine Zeit. Während Thomas und die Kinder über die Waldstraße zur nächsten Bushaltestelle laufen, hetzt Natalya im Eiltempo bergauf in den Wald hinein. Der Trail führt über einige Treppen in eine andere Vegetationszone. Hier ist es wesentlich trockener, die Bäume sind viel niedriger und kaum vom Gestrüpp zu unterscheiden. Eigentlich haben Pflanzen in Neukaledonien kein einfaches Leben. Die Erde hier ist sehr basisch und reich an Schwermetallen, so dass sie von den Pflanzen eine besondere Anpassung verlangt. Die Zeit vergeht so schnell. Natalya schaut auf die Uhr und überlegt, ob sie umkehren und zum Ausgangspunkt zurück laufen muss, oder doch den Pfand zu Ende laufen soll. Angeblich führt er direkt zu der Busstation. Aber wer weiß, ob die Zeit reicht. Lieber auf Nummer sicher gehen und zurück kehren.

Der Bus hat Verspätung, also hätte die Zeit doch locker gereicht… Sie reicht Arvid auch, um sich in Fluss komplett nass und schmutzig zu machen. Zum Glück protestiert keiner im Bus, dass da so ein von Wasser und Dreck triefendes Kind einsteigt. Als wir zum Auto zurück kehren, ist es recht spät. Wir haben noch nichts gegessen und hoffen in Yate etwas Essbares kaufen zu können. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Erst hier wird uns so richtig klar, wie groß die Kluft ist zwischen den in der Stadt lebenden, in teuren Autos fahrenden und nach letzter Mode angezogenen Franzosen und der indigenen Bevölkerung ist. Was wir in Yate sehen unterscheidet sich nicht wirklich viel von Vanuatu: die Einheimischen leben in kleinen Hütten. Es gibt hier auch keine Supermärkte, sondern nur kleine Kioske. Wir sind froh, in einem der kleinen Läden einige Baguettes und Schmelzkäse zu finden. Mehr gibt der Laden nicht her.

Wir fahren zurück nach Noumea entlang der malerischen Südküste. Die Straße verläuft teilweise direkt am Wasser. An windigen Tagen muss sie richtig nass sein. Es wird langsam dunkel. Die Qualität der Straße lässt zu wünschen übrig, Thomas versucht in der immer wieder schwacher werdenden Licht die Schlaglöcher zu umfahren. Viele Feldwege zweigen zu den Mienen ab. An einer Stelle mitten im Nichts taucht plötzlich eine nagelneue riesige Industrieanlage, die scheinbar ohne jegliche Menschenbeteiligung läuft. Man schätzt, dass diese kleine Insel ein Drittel der Nickelvorkommen der Welt besitzt. Was für ein Pech für die Natur…

Als wir am Boot ankommen ist es richtg spät. Wir haben die Taschenlampe nicht dabei, und müssen im Dunkeln Dinghy fahren. Was wir alles heute nicht mitgenommen haben … vielleicht bereiten wir uns morgen besser vor. Man einem schnellen Abendessen gehen die Kinder gleich ins Bett, Sie sind nach so einem erignisvollen Tag richtig hundemüde.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 21. Oktober 2017 von in Uncategorized.
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