SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Postkartenidylle auf Mechuque

(03.05.2016 – Tag 712 – 12.883 sm)

Nach dem großen Trubel von Dalcahue sind wir wieder froh, unsere Ruhe in einer beschaulichen Bucht vor der Insel Mechuque zu finden. Leider ist die innere Lagune so klein und von anderen an Moorings hängenden Schiffen so voll, dass wir nicht mehr sicher hinein passen. So müssen wir uns mit dem Platz weiter draußen begnügen, aber bei dem schönen und ruhigen Wetter ist das alles kein Problem. Sollte der Wind dann doch stärker aus West kommen, können wir uns immer noch weiter zwischen den Inseln verstecken.

Im Gegensatz zu Dalchaue wirkt das Dorf Mechuque noch natürlich und ursprünglich. Keiner erwartet hier Touristen, obwohl es hier Einiges zu sehen gibt. Am beiden Ufer des kleinen Flusses, das in die flache Lagune mündet, stehen traditionelle Häuser auf Stelzen. Während ihre Fronten nach außen zur Straße schauen, sind die Hinterhöfe als Bootsanlegestellen vorgesehen. So kann ein Fischer seinen Kahn einfach in seinem Hinterhof anbinden. Bei Niedrigwasser fällt es samt der ganzen Gegend trocken. Für flache Fischerboote ist das kein Problem. So werden sie den Elementen weniger ausgesetzt. Auf diese traditionelle Bauweise wurden früher viele Häuser gebaut. Bis im Jahre 1960 eine der stärksten Erdbeben der modernen Zeit einen verheerenden Tsunami ausgelöst hat, der die meisten dieser Häuser in seiner Wut zerstört hat. Es ist kaum vorstellbar, dass in diesen eigentlich fast Binnengewässer eine 15 Metern hohe Welle entstehen konnte.

Wir gehen über eine kleine Holzbrücke auf die andere Seite des Flusses und versuchen uns bis zu einem Aussichtspunkt vorzuarbeiten, um einen Blick von oben auf die Inselwelt zu werfen. Den Kindern erscheint das Erreichen eines Aussichtspunktes nicht so erstrebenswert. Daher kehren sie um und verbringen lieber ihre Zeit im Dorf und am Strand. Obwohl keine Touristen zu sehen sind, besitzt das kleine Dörflein ein von außen ansehnlich wirkendes Restaurant. Wir planen schon ein gemeinsames Essen mit Kalibu. Für heute reichen uns frische Brötchen, Tomaten und einiges an anderem Gemüse.

Da unsere Kinder gerne auf jedes herumlaufende Tier zugehen, entscheidet sich Vsevolod einen kleinen Hund zu streicheln. Das geht so lange gut bis ein anderer Hund auftaucht. Der kleine Hund ist so gereizt, dass er Vsevolod vor Aufregung in den Oberschenkel beißt. Zum Glück nicht allzu fest, es bleibt beim kleinen Schreck und Zahnabdrücken auf dem Bein. Es fließt kein Blut.

Am nächsten Tag unternehmen wir eine kleine Wanderung ohne Kinder auf der Insel. Nach einer kurzen Strecke entlang des Strandes wechseln wir die Richtung und laufen ins Inselinnere. Als wir einen Einheimischen treffen, der seinen Weidezaun repariert, schlägt er uns vor, dass wir zurück nicht auf der Straße, sondern auf einem kleinem Trampelpfad laufen, der durch seine Wiese hindurch geht. So seien wir dann viel schneller wieder zurück im Dorf. Wir nehmen den Vorschlag an. In der Tat ist der Weg nicht nur kürzer sondern auch wesentlich interessanter. Dichter Wald wechselt sich mit Kuhweiden ab. Der Pfad scheint kein Wanderweg, zu sein. Da auf der Insel es kaum Autos fahren, werden einfache Besorgungen, wie z.b. ein Supermercado-Besuch zu Fuß erledigt.

Wir kehren zurück an Bord. Die Kinder freuen sich über die frischen warmen Brötchen, die wir aus dem lokalen „Supermarkt“ mitgebracht haben. Immer wieder schauen sie auf den Horizont, in der Hoffnung, dass ihre Freunde mit der Kalibu eintreffen. Leider bekommen wir eine Email, dass sie in Dalcahue aufgehalten worden sind, und nicht so schnell dort wegkommen. So beschließen wir morgen abzulegen.

Die östliche Seite des Golfo de Ancud lockt uns mit ihren Thermalquellen, majestätischen Bergen und schroffen Fjorden. Das ist endgültig die letzte Möglichkeit die Welt der patagonischen Fjorde noch mal zu erleben. Obwohl wir so viele von ihnen schon gesehen haben, für einige davon ordentliche Umwege in Anspruch genommen haben, von Wind und Wetter ausgepeitscht wurden, so stimmt uns dieser unvermeidliche Abschied doch traurig. Man kämpft durch solche Strecken wie die Magellanstraße gegen Wind, Welle und Regen und zählt verkrampft die Meilen. Wie viele bleiben es noch bis zum Canal Smyth: 100, 50, 20? Wie lange ist die Strecke durch den breiten und manchmal so unbarmherzigen Kanal Moraleda? … und wenn das Ziel endlich erreicht ist, findet man es doch nur schade, dass diese beeindruckende, absolut einzigartige Welt achteraus geblieben ist. Wir haben uns so viel Zeit genommen, wie kaum ein anderes Boot… und trotzdem ist es unglaublich knapp. Man hätte sicherlich viel mehr entdecken können.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 3. Mai 2016 von in Uncategorized.
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