SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Schnell wieder raus aus Dalcahue

(01.05.2016 – Tag 710)

Unser Revierführers sagt, Dalcahue hat etwa fünf Tausend Einwohnern (was auch nicht richtig ist – er hat über 13.000 Einwohner) und ist der fünftgrößte Ort auf der Insel Chiloe. Als wir den Ort anlaufen, erscheint er uns riesig. Die ganze Küste scheint voll mit Häusern zu sein. Im Hafen liegen unzählige Fischerboote vor Anker und an Moorings. Wir versuchen in einer Lücke zwischen zwei Schiffen Anker zu werfen. Das wird deutlich zu eng, die Strömung treibt uns auf das größere der Schiffe. Schnell Anker wieder hoch und raus hier! Erst ein wenig abseits finden wir einen für uns passenden Platz, der allerdings auch alles andere als ruhig ist. Das Schiffsverkehr hier ist beachtlich. Da es schon fast dunkel ist, verlegen wir den Landgang auf morgen. Vielleicht gibt es am Sonntagsvormittag auch einen Markt.

Am nächsten Morgen sind wir fast die einzigen Fußgänger in der Stadt. Von Markt kann also keine Rede sein. Schade, wir hätten gerne einen bunten lokalen Markt erlebt. Dafür steht die Kirche offen. Das Läuten der Glocken lädt zum Gottesdienst. Mit Arvid, der gerade einen Spielplatz vor der Kirche entdeckt hat, können wir nicht zum Gottesdienst bleiben. Dafür lässt sich der Kleine überreden, einen kurzen Blick in die Kirche zu werfen, um danach wieder zum Spielplatz gehen zu dürfen.

Die Einrichtung ist für eine katholische Kirche sehr schlicht, kein Vergleich mit anderen überladenenen lateinamerikanischen Gotteshäusern, die wir bis jetzt gesehen haben. In hellen Farben gestrichene Holzwände verschaffen innen eine warme Atmosphäre. Einen tadelnden, Gottes Strafen versprechenden Priester kann man sich hier nur schwer vorstellen. Hierher passt eher ein schützender Hirte, der sein in der Gegend breit verstreutes Volk jeden Sonntag sammelt, um Gottes Segen zu erteilen.

Vor der Ankunft der Europäer wurde die Insel von den Huilliche-Indianern bewohnt. Die Spanier haben die Bevölkerung bei der Eroberung zwar weitestgehend christianisiert. Aber wie es so häufig in Südamerika der Fall ist, existieren christlicher Glauben und lokale Mythologie bis heute erfolgreich nebeneinander. Eine der wichtigen Figuren der chilotischen Mythologie ist ein Geisterschiff namens Caleuche, gesteuert von Hexern mit übernatürlichen Kräften. Mit Partyklängen erscheint Caleuche vor rechtschaffenen Seeleuten, um sie anzulocken, zu versklaven und ins Verderben zu stürzen. Wichtig für diese Region: zu den magischen schwarzen Kräften des Chaleuches gehört die Eigenschaft gegen den Wind segeln zu können. So kann das Geisterschiff jedem Versuch entkommen es einzuholen.

Während die Kinder weiter am Spielplatz bleiben wollen, erkunden Natalya und Thomas das kleine Städtchen. Historisch gesehen ist die Kirche wohl das einzig Interessante … dafür gibt es die Möglichkeit unsere Internetkarte aufzuladen sowie frischen und geräucherten Lachs zu kaufen.

Aus Castro kommen einige Touristenbusse und laden die Gäste direkt vor dem überdachten „Lokalkunst-„Markt ab. Es gibt grob verarbeitete Socken, Mützen und Ponchos zu kaufen, alles aus Wolle von Hand gestrickt. Schade, dass wir so einen Markt nicht auf dem Weg nach Süden hatten. Im der vor uns liegenden Südsee sind die Wollsocken wahrscheinlich dann doch überflüssig. Natalya kann der Versuchung trotzdem nicht widerstehen und ersteht eine dicke Wolljacke mit Kapuze. Arvid bekommt eine kleinere und buntere Version davon.

Über dem ganzen Ort hängt ein Dunstschleier in der Luft. Bei für hiesige Verhältnisse winterlichen Wetter wird intensiv mit Holz geheizt. Nach zwei Nächten an einem wegen durchfahrender Boote ziemlich unruhigen Ankerplatz haben wir genug und verlassen die Hauptinsel Richtung der kleinen Insel Mechuque. Da uns Dalcahue schon zu groß erschien, entscheiden wir uns auch gegen Castro, der Hauptstadt von Chiloe. Weder mit dem Bus noch mit Boot wollen wir in die nahe gelegene Stadt fahren. Uns zieht es ehr wieder in naturnähre Gebiete.

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