(Tag 548 – 10.131 sm)
Die Hauptattraktion des Golfo Nuevos, in dem wir uns gerade befinden, sind die Glattwale, die sich hier jedes Jahr zur Paarung und Geburt ihrer Jungen mit über 1.000 Tieren versammeln. Umso größer ist die Enttäuschung als wir erfahren, dass die Buchten im Norden der Golfo Nuevo, wo sich die Tiere normalerweise versammeln, für die Navigation komplett gesperrt sind und eine Ausnahmegenehmigung unter keinen Umständen, nicht mal bei schlechtem Wetter, erbetet werden kann. Es kostete uns einiges an Strapazen in den Golfo hineinzufahren. Eine 100km lange Busfahrt nach Puerto Pyramides mit einer anschließenden Bootstour zu den Walen ist eine Alternative. Allerdings ist sie zeitaufwändig und teuer. Unser Boot liegt hier auch so ungeschützt, dass wir es nicht wirklich gerne über einen ganzen Tag lang alleine lassen würden.
Einige Wale haben wir bereits von unserem Ankerplatz aus springen sehen. Wir warten auf einen Tag mit leichtem Wind und strahlendem Sonnenschein und probieren unser Glück. Mit wenig Segelfläche fahren wir langsam aus dem Hafen. Schon bald hören wir den ersten Blas. Einer der Wale turnt fast direkt im Hafen. Der lange Rücken gleitet hinter unserm Boot durchs Wasser, kurz kommt die Fluke hoch, und weg ist er – abgetaucht. Kaum ist der erste Wal weg, ist schon der nächste dran. Die Kinder sind ganz aufgeregt, laufen mit einem Fernglas bewaffnet auf dem Deck um das Boot herum, um den besten Aussichtspunkt zu finden.
Manche Tiere kommen so nah, dass wir sehen können, wie ihre feuchte dunkle Haut glänzt. Ganz klar kann man die zwei Blaslöcher und die Struktur der großen weißen Flecken am Körper sehen. Das sind Seepocken und Walläuse, die es sich auf dem breiten Walrücken gut gehen lassen. Einer der Wale geht auf Kollisionskurs und will von den Vorfahrtsregeln für Fahrzeuge unter Segeln nichts wissen. Haarscharf kreuzt das mächtige Tier unseren Weg vor unserm Bug. Wir können den Wal aus weniger als einem Meter Entfernung beobachten. Als er an unserer Steuerbordseite knapp am Boot vorbei gleitet, schlägt er mit seiner massiven Fluke aufs Wasser, so dass Wasser in alle Richtungen spritzt.
Manche Wale schwimmen ganz nah am Ufer. Aus der Ferne können wir nicht sicher sagen, ob das Orkas sind. Ein Walpärchen liegt ganz ruhig im Wasser – schwebt anscheinend bewegungslos an der Wasseroberfläche. Wir drehen daneben in den Wind, nehmen das Segel weg und beobachten still das Schauspiel. Die Tiere beginnen zu grunzen, drehen sich im Wasser um die eigene Achse, strecken die Fluke meterweit aus dem Wasser hinaus uns wedeln damit. Arvid winkt zurück und erzählt danach stundenlang, dass Wale ihm gewinkt haben.