(Tag 549 – 10.140 sm)
Unsere Großen werden heute 9 Jahre alt. Ihr Wunsch war es, ihren Geburtstag bei der Seelöwenkolonie am Punta Loma im Süden des Golfo Nuevo zu feiern. Wir ankern einen Katzensprung davon entfernt. Am Morgen sind die See und der Wind zu wild, wir bleiben am Bord. Die Kinder sind nicht besonders traurig. Sie wollen eh ihre Geschenke auspacken und damit spielen. Als der Regen aufhört und der Wind etwas schwächer wird, packen wir unsere sieben Sachen und fahren ans Land. Anlanden ist hier gar nicht so einfach. Wir kommen bei Niedrigwasser an – bei einem flachen Strand mit 5 m Tidenhub bedeutet das eine lange Strecke bis zur sicheren Hochwasserlinie. Am Strand liegen so viele Wasserpflanzen, dass wir unser Dinghy mühevoll dadurch schleppen bzw. ziehen müssen. Wir versinken fast bis zum Rand unserer Gummistiefeln im Grünzeug, die Kinder müssen getragen werden.
Quer durch Pampa laufen wir zur Seelöwenkolonie. Das Klima hier ist sehr trocken und windig. Die Vegetation muss sich an die extremen Bedingungen anpassen. Büsche haben größere Dornen als Blätter. Ihre Zweige sind durch den ständig und unaufhaltsam blasenden Wind zu den bizarrsten Formen gebogen. Aber auch hier ist der Frühling angekommen. Große Löwenzahn ähnliche Blumen erscheinen im leuchtenden Gelb. Ganz knapp über dem Boden blühen rosa Wüstenpflanzen.
Die Seelöwen kann man von einer speziell dafür gebauten Terrasse gut beobachten, ohne das die Tiere gestört werden. Wobei das bei dieser Art eher die Frage ist, ob die frechen Bestien überhaupt gestört werden können. Es herrscht ohrenbetäubender Krach. Die Männchen brüllen einander an: „Komm mir bloß nicht zu nah!“, verjagen die ungebetenen Konkurrenten, falls sie die Ansage doch nicht verstanden haben. Es ist erstaunlich, wie flink diese auf den ersten Blick so ungeschickt wirkenden Tiere werden können und welche Höhen sie mit ihren Flossen erklimmen. Viele Jungtiere sind dabei. Sie liegen entspannt bei ihren Müttern oder werden für die ersten Schwimmstunden ins Wasser geführt.
Auf den Felsen über den Seelöwen hat sich eine Kolonie von Felsenscharben einquartiert. Sie sind genauso wie Seelöwen ganzjährig hier und beschäftigen sich aktuell mit Nestbau. Geschäftig fliegen sie hin und her, holen Grass und Zweige. Um was zu essen zu holen, müssen sie tief tauchen. Jeden Tag verbringen sie 4-5 Stunden damit Fische und Würmer am Meeresboden aufzuspüren und zu jagen.
Ohne Zwischenfälle kommen wir wieder auf die Outer Rim. Die Geburtstagskinder können es kaum erwarten, sich wieder ihrem Lego widmen zu können. Da der Wind heute Abend für diesen Ankerplatz eher ungünstig ist, muss der Kapitän das Boot heute noch zurück nach Puerto Madryn verlegen. Die Kinder willigen nur unter Bedingung ein, dass es wenig Krängung kommt, so dass sie weiter ihr Lego bauen können. Auf dem Rückweg entlang der Küste der Bucht sehen wir wieder Wale. Freche Möwen attackieren ruhig liegende Tiere und versuchen aus ihrem Wunden Fleischstücke auszureißen. Ein Wal planscht wieder fast direkt im Hafen. Vielleicht kommen sie heute nach auch nah an unser Boot. Es heiße, die Tiere seien neugierig.