SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Rio de Janeiro

(Tag 448 – 8.256 sm)

Um bei Tageslicht in Rio anzukommen, lichten wir um 3 Uhr früh den Anker und verabschieden uns von Cabo Frio. Das Wetter spielt mit und wir kommen mit einer frischen Brise gut voran. Am späten Vormittag ist der Wind weg, und es entsteht eine übliche Diskussion darüber, ob wir nicht lieben den Gennaker setzen sollten. Bevor die Diskussion zu Ende ist, kehrt der Wind wieder zurück. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Bucht von Guanabara. Die Wellen am Eingang sind nicht wirklich angenehm. Sie kommen aus allen Richtungen und schütteln das Boot und der Passagiere ordentlich durch. Ein Blick auf den Tidenverlauft zeigt, dass gerade Wind gegen Strömung steht. Das ist immer unangenehm.

Auch wenn man in Rio gut ankern kann, entscheiden wir uns für den Clube Naval Charitas bei Niteroi. Die Marina ist bestens ausgestattet. Zur Freude der Kinder besitzt sie einen großen Swimmingpool und mehrere Spielplätze.

Thomas recherchiert während der Fahrt, das der Dingimotor nach einem Wasserschaden innerhalb von 24 Stunden verrosten kann und danach nicht mehr zu gebrauchen wäre. Sofort nach der Ankunft nimmt er daher den Motor auseinander und versucht ihn zu reinigen. Leider fehlt das richtige Werkzeug um an die Zündkerze zu gelangen. Nach der Reinigung ist der Motor genauso tot wie vor der Reinigung. Aber Abends um 20 Uhr ist auch kein Mechaniker mehr zu erreichen. Das muss also bis zum nächsten Tag warten.

Während die Kinder am nächsten Vormittag mit der Schule beschäftigt sind, begibt sich Thomas auf die Suche nach einem Mechaniker. Der Fachmann nimmt den Motor auseinander und stellt zu unserer Erleichterung fest, dass Wasser nicht ins Innere eingedrungen ist und somit keine irreparablen Schäden zu befürchten sind. Trotzdem springt der Motor nicht an und bleibt erst Mal beim „Dinghy-Doktor“. Arvid ist ganz entsetzt, dass er sein geliebtes Dinghy nicht fahren kann.

Am Nachmittag nehmen wir den Bus und fahren nach Niteroi. Wir suchen einen alten Stadtkern oder ein irgendwie erkennbares Zentrum, werden aber nicht fündig. Niteroi soll den höchsten Lebensstandard in Brasilien haben. Von außen ist das nur schwer zu erahnen. Die meisten Läden im Zentrum bieten Billigware aus China an. Das einzig Sehenswerte ist das Ufo von Niemeyer, nur ist das Museum darin wegen dringenden Reparaturen geschlossen.

Für den nächsten Morgen ist ein Ausflug nach Rio geplant und dafür studieren wir fleißig den Reiseführer. Es ist nicht einfach zu entscheiden womit man bei so einer großen Stadt voller Sehenswürdigkeiten anfängt. Wir entscheiden uns für das Stadtzentrum.

Der Reiseführer warnt schon, dass das Zentrum am Sonntag leer ist. Als wir dort ankommen, stellt es sich heraus, dass "leer" noch reichlich untertrieben ist. "Ausgestorben" trifft schon eher. Alle Läden, Restaurants und Geschäfte sind geschlossen, die Eingänge durch Rollladen versperrt. Nur Obdachlose schlafen hier und dort auf der Straße. Die Kulisse ist perfekt um historische Gebäude zu fotografieren.
Wir besichtigen die Kirche eines alten Kloster, die vor dem Gewicht des darin befindenden Goldes, ächzt. Die zwei besonders wertvollen Kerzenständer aus reinem Silber hängen an der Decke, jeder über 200 KG schwer. Durch die verlassenen Straßen wandern wir zu einem modernen Dom. Es ist ein Kegelstumpf aus Beton, die von außen eher an einen Bunker in der Normandie erinnert. Von innen macht der Dom aber eher einen angenehmen Eindruck. Schlicht und eher minimalistisch gestaltet, mit einem Alter aus Granit spricht es uns eher an als mit Gold überladener Klosterkirche. Das Gebäude ist riesig, und bietet Platz für fast 100.000 Menschen.

Die Entfernungen in Rio sind gewaltig. Die Anzahl der Busse, die durch den Straßengewirr fahren enorm. Es dauert, bis wir den richtigen Bus finden, um in den Botanischen Garten zu fahren. Arvid hat den Eingangsschild falsch verstanden und ist der Meinung, dass er sich nicht im Botanischen Garten, sondern in einem Wasserpark befindet. Er rennt von einem Bach zum anderen, hört Wasserfälle schon von weitem und möchte sie unbedingt näher sehen. Die älteren Kindern interessieren sich für Kakteen, Orchideen, Bromelien und tropischen Bäume. Arvid spielt in einem Orichideenhaus in einem Brunnen und spritzt eine Frau nass. Eine Mitarbeiterin macht ein besorgtes Gesicht und ruft uns zu sich. Wir befürchten schon, ausgeschimpft zu werden, dass wir die anderen Besucher stören. Sie guckt Arivd liebevoll an: "Das Wasser ist stark gechlort und ist nicht gut zum Spielen!"

Alle sind müde, die Sonne geht bald unter, daher entscheiden wir uns an diesem Abend gegen den Aufstieg zum Corcovado, auch wenn dieser Ort zu Sonnenuntergang besonders beeindruckend sein soll. Mit einem Bus fahren wir direkt nach Niteroi. Der Bus fährt an den Lagerhallen mit den Umzugswagen des Carnevals vorbei, durch die Industrieviertel mit riesigen Bohrschiffen und über eine sehr lange Brücke, quer über die ganze Bucht. Die Brücke ist so hoch, dass Containerschiffe locker darunter passen.

Corcovado und die darauf stehende Christusstatue gehören zum Riobesuch dazu. Wir geben eine beträchtliche Summe Geld für die Busfahrt zum Gipfel und die Eingangsgebühr aus. Auch in der Nebensaison ist der Platz ein Getümmel voller Touristen. Sie laufen mit den Selfisticks in der Hand, drücken alle 30 Sekunden auf den Auslöser, stellen sich mit weit ausgestreckten Händen, den Christus nachahmend, auf die schmale Treppe, um sich zu verewigen. Die Stadtpanorama ist zwar spektakulär, ist aber nur schwer in Ruhe zu genießen.

Am Dienstag feiert Arvid seinen zweiten Geburtstag. Das Geburtstagskind steht wie gewöhnlich um 6 Uhr früh auf, und kann es kaum abwarten, bis der Kuchen angeschnitten und die Geschenke ausgepackt werden können. Am besten gefällt Arvid die neue Hupe für sein Laufrad. Nicht mal ein neues Auto von Playmobil kann mit der Hupe mithalten. An dem Tag bleiben wir in der Marina, damit Arvid in aller Ruhe die Spielplätze entdecken kann. Franka, Vsevolod und Talora testen den Swimmingpool, während ihre Eltern das Internet der Marina nutzen, um eine Menge Sachen, die hier nicht aufzufinden sind, aus Deutschland zu bestellen. Sowohl Lego als Gummistiefel müssen persönlich importiert werden.

Am nächsten Tag fahren wir mit der Fähre wieder nach Rio, um die Stadt an einem Arbeitstag zu erleben. Welch ein Kontrast zum Sonntag! Die Straßen wimmeln von Menschen, an jeder Ecke wird was verkauft. Die ganzen Cafés und Restaurants sind gut besucht. Es herrscht trotzdem keine Hektik. Die Bewohner sind entspannt und laufen eher im gemütlichen Tempo. Zur Mittagszeit liegen auf den Bänken im Schatten einige Büroangestellte und genießen ihre Pause. Wir verbringen einige Zeit in einem Historischen Museum und geben den Kindern eine Möglichkeit die Geschichte der Kolonialisierung kennen zu lernen. Ganz entsetzt stehen sie vor den Ständen, die das Sklavenleben darstellen.

Zurück auf dem Boot bereiten wir uns auf das Ablegen vor. Es ist schade, dass wir Rio so schnell wieder verlassen müssen. Alle spricht die Stadt an. Warm und sonnig, gleichzeitig auch grün und schattig; geschäftlich aber nicht hitzig; modern aber auch mit viel Geschichte. Vor allem sind das Menschen, die das Leben hier angenehm machen. Sie sind immer freundlich und hilfsbereit. Sie nehmen sich Zeit um wildfremden Menschen zu helfen, auch wenn man kein Portugiesisch spricht. Fragt man nach einer Adresse oder Richtung, laufen sie ein Stück mit, um den Weg zu zeigen. Im Gegensatz zu Salvador stehen keine schwer bewaffneten Polizisten an jeder Ecke. Trotzdem fühlt man sich so sicher wie in jeder europäischen Großstadt auch.

2 Kommentare zu “Rio de Janeiro

  1. Ulli Krüger
    17. August 2015

    Nachträglich alles Gute zum 2. Geburtstag Arvid!!
    Das Foto mit dem Schatten der 2 auf dem Luftballon ist genial 😉
    Lesen immernoch alles mit Spannung mit. Guten Wind weiterhin!!
    Liebe Grüße
    ulli mit Coralie, Carlo, Enzo

    • Thomas
      19. August 2015

      Vielen Dank für die Glückwünsche! Arvid hatte einen schönen Tag.
      Toll, dass Ihr uns lesend begleitet. Wir hoffen, in Icking läuft alles bestens!
      Grüße aus Paraty
      Natalya, Thomas und Kids

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 17. August 2015 von in Uncategorized.
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