SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Wo ist denn nur der Supermarkt?

(29.09.2017 – Tag 1.195 – 23.788 sm)

Vom frischen Gemüse aus Port Villa sind nur Erinnerungen geblieben. Unser Revierführer ist der Meinung, es warte ein gut bestückter Supermarkt in Lamap, dem administrativen Zentrum der Insel Malekula, auf uns. Gestern sind wir die paar Meilen von Gaspard Bay bis nach Port Sandwich gesegelt. Es war bei Ankunft zu spät für den Marsch bis in den gut drei Kilometer entfernten Ort. Daher warten wir bis zum nächsten Morgen.

Früh, gleich nach dem Frühstück, steigen wir ins Dinghy und fahren zuerst eine längere Strecke, um den Fußweg abzukürzen. Dann lassen wir das Schlauchboot am Strand und laufen weiter entlang einer ungeteerten Straße durch den Dschungel. Einige Hütten stehen entlang des Weges. Manche bewohnt, manche durch Zyklone verwüstet und verlassen. Selbst früh am Morgen brennt die Sonne nieder. Arvid, der sich vom Supermarkt einen neuen Vorrat an Süßigkeiten verspricht, beginnt unter die Hitze zu leiden.

Nach etwa einer halben Stunde zu Fuß erreichen wir die Siedlung. Doch wo ist der Supermarkt? Weit und breit sind nur Betonruinen zu sehen. Wir finden auch das im Revierführer abgebildete Gebäude … verlassen und zerfallen. Was für eine Enttäuschung, vor allem für die kurzen Beine! Wir treffen eine weiße Frau, die für das Peace Coprs arbeitet und hier schon lange Zeit wohnt, sie erklärt uns den Weg zum Markt. Unter einem Dach neben dem Verwaltungsgebäude finden wir ein halbes Dutzend Verkäuferinnen. Die Hälfte davon verkauft Fertiggerichte: ein Lunch für diejenigen die von weiter her eingereist sind um hier Formalitäten zu klären. Die anderen präsentieren eine armselige Auswahl an mehr oder weniger frischem Gemüse. Wir ersteigern eine Tüte voll mit klitzekleinen grünen Paprikas, ein paar Cherrytomaten und einige weiße, überdimensionierte Zucchinis, die sich zuhause nach dem Anschneiden als Gurken entpuppen. Unser Rucksack ist nicht mal halb voll, aber mehr gibt der Markt nicht her.

Wir fragen uns durch bis zu einem kleinen Laden, der eher ein Kiosk ist, und fragen doch nach Geschirrspülmittel. Nach einem langen Herumkrammen präsentiert und die Verkäuferin ein kleines verstaubtes Döschen mit fester Paste. Gehört hier sicherlich nicht zu den am meisten gefragten Artikeln. In der Grundschule gegenüber ist gerade Pause. Der Laden füllt sich schnell mit den Kindern, die sich ein kleines Snack kaufen wollen. Sie beobachten neugierig, wie Arvid unentschlossen vor der Auslage mit Keksen steht und sich nicht entscheiden kann, welche am schokoladigsten sind. Zu unserer Erleichterung ist Arvid mit seiner Kekspackung zufrieden. Das wäre ein Riesendrama gewesen, wenn er drei Kilometer in der Hitze umsonst gelaufen wäre!

Bevor es gegen Mittag noch heißer wird, laufen wir zu unserem Dingy zurück. Am Strand fragt uns ein Mann, ob wir Bananen kaufen wollen. Natalya kann auch einen Blick hinein in seine Hütte werfen. Die ganze Einrichtung besteht aus ein paar Schüsseln unterschiedlicher Größer, die in der Küche auf grob gehobelten Regalen stehen und einigen direkt am Boden liegen Decken. Bananenstauden hängen von der Decke herunter. Der Mann schaut auf Natalyas dicken Ledergeldbeutel, der in dieser Hütte absolut fehl am Platz wirkt und weiß nicht wie viel er für seine Bananen verlangen soll. Nach längerem Überlegen nennt er einen Preis, den Natalya ohne zu verhandeln bezahlt und sich für die Bananen bedankt. Es gibt viele Menschen auf der Welt, die jede Menge Graffel besitzen und sich trotzdem arm fühlen. Hier, in den entlegenen Dörfern, leben die Menschen praktisch ohne Bargeld, ernähren sich davon was ihre Felder hergeben, ohne Möglichkeit zu haben die nötigen Vorräte für die Trockenzeit zu konservieren. Es sind Verhältnisse, die aus der Ferne kaum vorstellbar sind.

Als wir ins Dinghy steigen, kommt der Mann, der uns Bananen verkauft zurück mit einem zusätzlichen Bündel an Bananen. Er will kein zusätzliches Geld, drückt uns die Bananen in die Hand. Da er schon mal in Neuseeland war, weiß er, wie groß der Unterschied ist, zwischen seiner Art zu leben und unseren. Er weiß auch, dass für uns ein paar Vatu hin oder her keine Bedeutung haben. Doch sein innerer Frieden scheint ihm mehr Wert zu sein, als zusätzlicher Profit. Der Mann, der sicherlich unter der absoluten Armutsgrenze lebt, gibt lieber zu viel als zu wenig.

Am Nachmittag gehen die Kinder am Strand spielen. Natalya nimmt einen Verbandkasten und eine Tüte Kinderkleidung um sie im Dorf zu verschenken. Ein paar sterile Mullbinden und Pflaster können in den tropischen Verhältnissen vom guten Nutzen sein. Nach einigen Zeit entdeckt Natalya entsetzt ein kleines Kind mit einem zu dem Verbandkasten zugehörigen elektronischen Thermometer spielend herum laufen. Wir nehmen ihm das Thermometer weg, gehen auf die Suche nach einer Person, die einigermaßen Englisch kann. Werden in der Kirche fündig, erklären wie und wofür das Thermometer benutzt wird. Dieses Mal scheint die Botschaft richtig angekommen zu sein. Aber man ist sich nie sicher.

Am zerfallenen Pier legt ein Versorgungsschiff an. Doch es werden weder Kisten entladen, noch geladen. Einer der Männer präsentiert uns stolz seinen Fang: einen über einen Meter großen Fisch und will unbedingt, dass wir ein Photo davon machen.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 29. September 2017 von in Uncategorized.
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