SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Wellenreiten nach Tahiti

(18.04.2017 – Tag 1.032 – 20.507 sm)

Kaum sind wir aus der Lagune von Tahanea heraus ziehen die ersten tief hängenden Wolken an uns vorbei und bringen erste Regenschauer mit sich. Noch hat der Passat nicht eingesetzt, der Wind kommt aus West bis West-Nord-West. Wir segeln hart am Wind und befürchten sogar den einen oder anderen Kreuzschlag segeln müssen. Eigentlich wollen wir südlich von Fakarawa nach Westen, eine lange Zeit sieht es jedoch so aus als müssten wir östlich von Fakarawa bleiben. Doch keiner beschwert sich: es war schon eine bewusste Entscheidung bei dem noch unbeständigen Wetter und einer zu erwartenden rauen, aufgewühlten See abzulegen.

So freuen wir uns auch, dass das Meer im Schutz der Insel noch recht ruhig ist. Etwas südlich von Fakarava dreht dann endlich der Wind und wir können direkt Tahiti ansteuern. Zuerst noch auf einem Am-Wind-Kurs, dann können wir mit weiter drehendem Wind immer weiter abfallen auf Raumwind.

Sobald wir den Schutz der Inseln verlassen kommt ordentlich Welle aus Süd. Die See ist ziemlich konfus. Der Schwell und die Windwelle eifern um die Wette, wer von beiden größer ist. Solche Seen haben wir nicht mal an der südchilenischen Küste gesehen. Große, haushohe Berge rollen von der Seite an und legen die Outer Rim auf die Seite während sie unter dem Boot hindurch rauschen. Die signifikante Wellenhöhe war mit gut 4 Metern vorhergesagt, einige der Wellen sind deutlich größer als 5-6 Meter. Was uns bisher noch nicht passiert ist: manche Wellen schaffen es, an der Luv-Seite des Rumpfes so aufzuschlagen, dass sie bis in unser Cockpit dringen und es teilweise fluten. Unter Deck wandert alles, selbst Sachen, die noch nie gewandert sind. In der Nacht müssen wir unsere hin- und her rutschenden Matratzen im Schlaf festhalten. Trotz der Welle kommen wir gut vorwärts. Der Wind bläst beständig mit knapp 30 Knoten aus Raum, einzelne Böen über 35 Knoten. Das Groß bleibt eingerollt; nur mit Genua im 2. und teilweise 3. Reff machen wir ganz entspannt 7 bis 8 Knoten Fahrt.

Nach einem Frühstück (für diejenigen, die essen können) setzt sich Natalya ins Cockpit, um das Wellenspiel zu beobachten. Der frische Wind bringt die Schwellberge an der Spitze zum Brechen! Einen Augenblick vor dem Brechen scheint die Sonne durch den Wellenkamm hindurch und färbt ihn türkis. Für einige Minuten bleibt mitten im tiefblauen Ozenwasser eine kleine türkisfarbene Insel, die uns an die Farbe der Lagunen und insbesondere der darin verstreuten Korallenköpfe erinnert. Manchmal treffen diese Brecher mit lautem Knall unseren Rumpf.

Selbst Arvid ist heute nicht mehr so agil wie üblich und beschäftigt sich lieber mit Hörspielen. Gegen Abend wird es dem kleinem Mann so übel, dass er sich übergeben muss. Doch stolze Seemänner benutzen keine Spuckschüssel. Sie dürfen auch keinem erzählen, dass es ihnen übel ist. Sie spucken lieber das Elternbett voll. Verbannt und beleidigt geht Arvid für die nächste Nacht in sein eigenes Bett schlafen. Natalya muss ohne Bettwäsche und Decke auskommen. Nur gut, dass es bis nach Tahiti nicht so weit ist.

Auch am nächsten Tag bleibt der Wind genauso frisch. Arvid ist wieder fit und quietschfidel und möchte wieder Lego spielen. Schon in den frühen Morgenstunden sehen wir Land. Natalya macht sich Sorgen um den Pass. Ist fünf Meter Welle ein Problem? Erst als wir die Nordseite von Tahiti passieren wird die Welle weniger. Zwei Meilen vom Pass entfernt meldet sich Natalya per Funk beim Hafenmeister, was hier Pflicht ist. „Wir sind in einer Viertelstunde am Pass“. Der Hafenmeister fragt nach, ob wir in fünf Minuten schon da sein könnten, sonst kommt uns eine große Fähre in die Quere. Uns fehlen ein paar PS für die Zusage, so nehmen wir lieber Geschwindikeit raus, und lassen die Fähre zuerst einfahren.

Im Hafen zeigt sich, was für eine perfekte Lage dieser Hafen besitzt. Es ist schon klar, dass hinter dem Riff keine Welle ankommt. Doch es wirkt schon wie ein Wunder, dass trotz der frischen 25 Knoten Wind da draußen sich im Hafen kein Lüftchen bewegt. Wir haben alle Zeit der Welt, um längsseits an einem nagelneu wirkenden Steg mitten in der Stadt anzulegen. Zum ersten Mal nach über acht Monaten dürfen wir ohne Schauchboot an Land gehen.

Die Freude unserer durch viele kurze Ladezyklen stark gebeutelten Batterien über eine Steckdose ist wahrscheinlich mindestens genau so groß. Doch zu früh sollte man sich nicht freuen. Im Gegensatz zu Deutschland hat der Strom hier 60 Hertz, was unserer zimperlichen Waschmaschinenpumpe gar nicht gefällt. Sie weigert sich beharrlich, das Schmutzwasser abzupumpen. Auch die Mikrowelle brummt ganz komisch. Hoffentlich geht nichts kaputt.

Gleich am Nachmittag macht sich Thomas auf den Weg um seine To-do-Liste abzuarbeiten. In einigen Monaten ohne richtigen Zugang zum Yachtservice hat sich dort einiges angesammelt.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 18. April 2017 von in Uncategorized.
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