SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Abenteuerstrand

(22.02.2017 – Tag 977 – 19.371 sm)

Unser Gemüsevorrat geht zwar zu Neige, aber wir entscheiden uns vernünftigerweise doch gegen das Anlanden im Dorf Vaitahu am Betonpier ohne Wellenbrecher. Den Spaß Wellen zu zählen, blitzschnell aus dem Boot auf den Pier springen und auf gleicher Weise mit dem Einkauf wieder zurück sparen wir uns lieber für ein anderes Mal auf. Hatten schon auf Fatu Hiva genug Spaß, den einen oder anderen Brecher persönlich begrüßen zu dürfen. Gemüse gibt es daher heute keins, dafür hat die kleine Siedlung Internet, welches wir dank Antenne auch an Bord empfangen. Nachdem wir unsere Emails abgerufen haben, fahren wir in die nächste Bucht, nach Hanamoenoa. Auf dem Weg begleiten uns einige Delfine. Auch als wir in die Bucht einlaufen, kommen uns einige Delfine entgegen. Natalya will gleich zu ihnen ins Wasser springen. Doch bis wir unser Ankermanöver abgeschlossen haben, sind sie leider schon weg. Wir liegen jetzt in der wohl einzigen Bucht der Marquesas mit relativ klarem Wasser.

Am Nachmittag wartet ein traumhafter Palmenstrand auf uns, mit weichem weißen Sand, der vom türkisblauem Wasser umspült wird. Trotz des ruhigen Wetters und idealen Sandgrundes ist die Brandung an dem relativ steilen Ufer so mächtig, dass an trockenes Anlanden gar nicht zu denken ist. Natalya und die Kinder springen ins Wasser und schwimmen zum Ufer. Während Natalya schon am Land ist, werden die Kinder unerwartet von einer mächtigen Welle überrascht und ordentlich durchgeschleudert. Natalya rennt wieder zurück, fischt Arvid aus dem Schaum raus, die größeren schaffen es von alleine. Wir haben den Strand deutlich unterschätzt. Thomas fährt zu Outer Rim zurück, um für Arvid eine Rettungsweste als Ersatz für den Schwimmgurt zu holen.

Der Strand fällt überraschend tief ab. Schon nach wenigen Metern kann man nicht mehr stehen. Der ankommende Schwell türmt sich auf dem kurzen flachen Stück ordentlich auf. Während das ans Ufer geschmetterte Wasser den Weg zurück ins Meer sucht, kommt schon die nächste Welle an. Zwei Kräfte prallen aufeinander: oben bricht die Welle, unten zieht es einem buchstäblich den Boden unter den Füßen weg. Unsere Großen finden mächtig Spaß daran, von den Wellen kräftig umspült zu werden. Nachdem sie genug Spaß in der Waschmaschinentrommel gehabt haben, finden sie heraus, dass man das Überspülen auch vermeiden kann, indem man in die Welle eintaucht.

Arvid beobachtet erst zurückhaltend aus dem Trockenen, danach packt ihn die Lust und auch er geht surfen. Dabei ist er vorsichtig und vernünftig genug, um die Wellen abzuschätzen, denen er gewachsen ist. Ist eine riesige in Sicht, rennt er schnell in Sicherheit. Ein paar Mal bauen sich richtige Wasserwände auf. Auch wir Erwachsenen haben Spaß und lassen uns ordentlich von der Brandung durchwaschen. Schon nach dem ersten Waschgang sind Haare und Badeklamotten so voll beladen mit Sand wie es nur geht. Spätestens nachdem man von einer besonders mächtigen Welle voll unter Wasser gedrückt wurde, bekommt man eine kräftige Ohr- und Nasenspülung mit Meerwasser, sicherlich gesundheitsfördernd. Doch so ausdauernd wie die Kinder sind wir nicht und gehen nach einer Weile wieder aus dem Wasser. Die zwei Großen spielen so lange in den Wellen, bis sie sich vor Müdigkeit kaum bewegen können.

Jetzt kommt der spannendste Punkt: wieder ins Dinghy einsteigen. Erst schwimmt Natalya mit der Kamera in einem wasserfesten Beutel zum Schlauchboot. Dabei ist der Beutel nur begrenzt wasserfest. Man möchte nicht unbedingt prüfen, ob er das Untertauchen trocken aushält. Wie kommt man damit durch die Brandung? In die Welle einzutauchen ist keine gute Lösung. Natalya erinnert sich an die Prüfungsfragen aus dem Taucherkatalog zum Thema und versucht sich seitwärts zu Schwell zu positionieren, so dass man der Welle weniger Angriffsfläche bietet und eher stehen bleibt als bei einem frontalen Treffer. Dann rennt sie mit der schweren Tasche über dem Kopf tiefer ins Wasser. Bei der nächsten Welle ist zwar die Schlagkraft kleiner, aber Natalyas Kopf gerät vollständig unter Wasser, nur die Tasche, die sie über dem Kopf hält, schaut raus. Dafür kann sie jetzt schwimmen, und die nächste Welle hebt sie nur einige wenige Zentimeter hoch. Nachdem die Tasche sicher im Dinghy ist, kehrt Natalya noch mal zurück. Der gleiche Ablauf, nur hat sie statt der großen Tasche jetzt Arvid, der sie wie ein Affenkind umklammert. Franka und Vsevolod begleiten Talora, um sicher zu gehen, dass sie es auch ohne Hilfe schafft.

Denkt jemand die Kinder hatten genug? Sie beantragen extra, dass wir in dieser Bucht noch einen Tag zusätzlich bleiben, damit sie noch mal zum verrückten Strand können. Sie machen sich sogar Sorgen, nicht dass die Wellen sich bis morgen kleiner werden. Auch die jüngeren sind voll dabei. Dieses mal passiert aber ein Schiffsunglück. Arivds Spielschiffchen wird von einer besonders heftigen Welle verschluckt und taucht nicht wieder auf. Alle Suchaktionen bleiben erfolglos. Nach einer kleiner Heulpartie und einem Versprechen so bald wie möglich (also vielleicht in Neuseeland) ein neues zu kaufen, ist alles wieder gut.

Als wir nach dem Strandausflug wieder zu Outer Rim kommen, und dabei sind die Tonnen vom Sand, der überall drin steckt und klebt, wieder dem Meer zurück zu geben, schreit Nataya im Niedergang stehend: „Kakerlake!“ Ein etwa fünf Zentimeter langes braunes Tier mit lila schimmernden Flügeln fliegt schnell wie ein Blitz an Natalya vorbei und ins Boot hinein. Als das Tier merkt, dass es gejagt wird, versucht es in einer der dunklen Ritzen am Niedergang inne zu halten. Doch welche Frau würde so einen Insekten mit der bloßen Hand erschlagen? Während Natalya sich nach einer Waffe umschaut, flieht die Kakerlake. Trotz alle Bemühungen können wir sie im und auf dem Boot nicht wieder finden.

Am Abend werden Insektenfallen aufgestellt, die wir extra für so einen Fall gekauft haben. Doch für Tiere des hier auftauchenden Kalibers sind die Fallen ja gar nicht gedacht: sie passen nicht annähend in die Öffnungen. Am nächsten Tag haben wir drei weitere Kakerlaken-Sichtungen. Ein Tier wird mit dem Besen an Deck gejagt und erlegt, ein weiteres kann leider entkommen. Es kommt am späten Abend, als Thomas im Cockpit sitzt vorbeigekrabbelt und wird mit der flachen Hand erschlagen. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die vier Sichtungen zu den zwei getöteten Kakerlaken gehören. Höchst unangenehm wäre es, wenn doch ein oder zwei Tiere überlebt hätten und diese Eier legen. Dann bliebe nur das Ausräuchern des ganzen Bootes als ultimative Waffe. Wir sind uns auch sicher, dass wir die Tiere nicht unbeabsichtigt an Bord geschleppt haben. Bei ihrer Größe kaum möglich. Sie können also nur fliegend an Bord gekommen sein. Eine unangenehme Vorstellung.

Als wir am nächsten Morgen ablegen sichten wir einen großen schwarzen Rochen nicht weit des Bootes. Thomas springt ins Wasser und schnorchelt zu dem Tier, das sich als Manta mit zwei charakteristischen Kopfflossen erweist. Ohne direkten Größenvergleich ist es schwer abzuschätzen wie groß der Rochen ist, die Spannweite beträgt mehrere Meter. Schwerelos gleitet der Riese an Thomas vorbei und verschwindet in der Ferne.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 22. Februar 2017 von in Uncategorized.
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