(09.01.2017 – Tag 933)
Pinguine haben wir zwar auf unserer Reise schon in großen Mengen gesehen und auf Isla Leones in Argentinien sogar in ihre Bruthöhlen hineingeschaut. Doch Schwimmen mit Pinguinen ist wirklich etwas Neues. Nach einigen Tagen in Puerto Vilamill haben sich Schwärme kleiner Fische angewöhnt, Schutz unter dem Rumpf der Outer Rim zu suchen. Was wiederum große und kleine Raubtiere anlockt. So werden wir Zeugen einiger faszinierender Verfolgungsjagden. Schlanke goldene Fische flitzen so schnell wie der Blitz ihrer Beute hinterher, so dass wir selbst im klaren Wasser ihre Silhouette nur erahnen können. Gruppen von Schwarzspitzenriffhaien kreisten um unser Boot und lassen sich in aller Ruhe betrachten. Immer wieder sehen wir Pelikane, wie sie mit einer blitzschnellen Bewegung ihren Schnabel weit aufgerissen ins Wasser stoßen und dann langsam das Wasser aus dem Sack entweichen lassen. Die dann im Schnabel verbliebenen Fische werden schnell geschluckt, dann geht das Schauspiel von vorne los.
Mit viel Glück sieht man vorbeischwebende Rochen. Als Natalya ein Paar der weiß gepunkteten Rochen sieht, stürzt sie mit den Kindern ins Dinghy, um die grazilen Verwandten der Haie ein Teil ihres Weges zu begleiten. Ganz leise schleichen wir uns in ihre unmittelbare Nähe heran. Die Tiere sind groß, und messen bald 2 Meter Spannweite und ziehen einen etwas einen Meter langen dünnen spitzen Schwanz hinter sich her. Doch all diese Räuber mit ihren spitzen Zähnen und Stacheln laden wenig ein, um mit ihnen zu schwimmen. Auch wenn man weiß, dass sie für Menschen ungefährlich sind, wirken alleine schon die Begriffe wie „Hai“ oder „Stachel“ abschreckend.
Als eines Morgens aber zwei Pinguine neben der Outer Rim entdeckt werden, lassen sämtliche Crewmitglieder alles stehen und liegen, setzen mit atemberaubender Geschwindigkeit Maske und Schnorchel auf und stürzen ins Wasser. Natalya bekommt schon eine Krise, die Kinder sind so laut, dass sie ganz bestimmt alles im Umkreis von einem Kilometer verscheuchen. Doch diese zwei Pinguine denken nicht an Flucht. Sie sind gelassen und entspannt und fangen sogar an, mit uns zu spielen. Mal jagen sie kleine Fische, mal kommen sie zu uns zurück, schwimmen um uns herum und tauchen direkt unter uns ab. Sie kommen so nahe dran, dass wir deutlich die einzelnen Federn ihres Federkleides sehen können. Wir schauen ihnen zu wie sie Fische fangen und verschlingen.
Die Galapagospinguine ist die einzige Pinguinart, die in äquatorialen Gewässern lebt. Nachdem ihre Küken geschlüpft sind, muss einer der Eltern die ersten Wochen ständig beim Nachwuchs bleiben, um ihn vor Überhitzung zu schützen. El Nino Jahre, die den Fischbestand drastisch dezimieren und den Pinguinen ihre Nahrungsquelle rauben, führen zu einem deutlichen Rückgang der Population. Man schätzt den aktuellen Bestand auf etwa 1.000 Tiere. Somit ist es klar, dass die Schutzmaßnahmen, die das Schnorcheln und Schwimmen in der Nähe ihrer Brutplätzen verbieten, mehr als gerechtfertigt sind. Auch abgesehen von neugierigen Touristen, haben die Pinguine hier mehr Feinde als sonstwo. Eulen und Bussarde jagen ihre Küken aus der Luft, von Menschen eingeschleppte Hunde und Katzen gefährden die flugunfähigen Vögel an Land, Seelöwen, Orkas und Haie verfolgen sie im Wasser. Durch Menschen verursachte Wasserverschmutzung in der kleinen Bucht kann den Tieren den Rest geben. Weil die Tiere auf so einem kleinem Areal und dazu noch in so geringer Zahl vorkommen, bedarf es nicht viel, um sie auszurotten. Man hofft, dass so ein armes Land wie Ecuador es schafft, die Tiere artgerecht zu schützen. Vor einigen Jahren hat Isabella den Tourismus entdeckt. Es werden immer mehr schicke Hotels, Restaurants und Wohnhäuser gebaut. Die geschützten Bedingungen ziehen die Einwohner vom Festland an. Wenngleich sie sich hier ohne eine spezielle Aufenthaltserlaubnis nicht niederlassen dürfen, bleiben sie trotzdem. Diese Tendenzen führen zu deutlich höherem Wasserverbrauch und großen Mengen an Abwasser.
Wir erfreuen uns jedenfalls eine halbe Stunde an den mit uns schwimmenden Pinguinen. Immer wieder kommen sie zurück und flitzen auf uns zu, tauchen kurz vor uns ab und kommen dann wieder hoch. Auch Arvid kommt mit Thomas ganz nah an einen Pinguin heran. Während wir mit den Schiwmmvögeln beschäftigt sind schleicht sich ein Seelöwe lautlos auf die Badeleiter. Aber wie sollen wir jetzt wieder an Bord kommen? Dass diese Tiere schmerzhaft beißen können, hat Thomas ja schon erleben dürfen. Wir haben Glück, nach kurzem gegenseitigem Anbrüllen aktzeptiert das Tier die Vorrangstellung des Skippers und räumt den Platz. Es folgt ein kurzes Unterwasserballett. Dann zieht der Seelöwe von dannen. Vorerst.