SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Erlebnisprogramm auf Santa Cruz

(31.12.2016 – Tag 924)

Landschaftlich bietet Santa Cruz deutlich mehr Abwechselung als San Cristobal. Die Ufer sind mit grünen Mangroven gesäumt, die Schatten und Schutzraum für viele Tierarten bieten. Steigt man nur wenige Meter höher, trifft man auf karge aride Vegetation und majestätische hoch aufragende Kakteen. In den höheren Lagen lösen die lichten Scalesienwälder die Kakteen ab. Diese fruchtbare grüne Vegetationszone hat unter dem Einfluss des Menschen und seiner Begleiter am meisten gelitten. Die Wälder wurden gerodet, um den Kühen Platz zu schaffen. Die verwilderten Ziegen fraßen ganze Landstriche kahl und ließen die Schildkröten und Iguane hungern. Dem hat man nun recht erfolgreich Einhalt geboten und mehr und mehr der ursprünglichen Vegetation kommt wieder zum Vorschein.

Santa Cruz gehört zu den älteren Inseln. Doch auch unter der grünen Pflanzendecke ist der vulkanische Ursprung der Insel nicht zu übersehen. Als wir eine kleine Tour quer durch die Insel machen, dürfen wir einen knappen Kilometer in einem unterirdischen Lavatunnel wandern. Die mit Taschenlampen bewaffneten Kinder finden die Expedidion äußerst spannend. Sie bedauern, dass der Tunnel beleuchtet ist. Das wäre doch so spaßig ihn in völliger Dunkelheit, nur mit der eigenen Taschenlampe zu durchwandern. An manchen Stellen ist die Röhre 20-30 Metern hoch. An einer Stelle müssen wir auf allen Vieren durchkriechen. In der Nähe des Ausgangs grasen riesige Schildkröten. Dank der erfolgreichen Schutzmaßnahmen können sie sich in der freien Natur wohl fühlen und sind hier überall zu sehen, auf Feldern, an und unter Zäunen und manchmal auch mitten auf der Straße.

Wir warten auf einen besonders klaren Tag, um den höchsten Berg der Insel – den Serro Crocker – zu besteigen. Doch als wir mit dem Taxi am Beginn des Wanderweges ankommen, wartet auf uns eine bittere Enttäuschung. Wie vieles auf den Inseln darf dieser Weg nicht ohne persönlichen Führer betreten werden. Man hatte uns im Vorfeld gesagt, dass normalerweise kein Mensch da wäre, um das zu kontrollieren. Aber gerade heute wird auf dem Berg eine neue Sendeanlage aufgebaut und sowohl Parkranger als auch Bauarbeiter sind im Überfluss vorhanden. So ein Mist! Zum Glück gibt es einen anderen Weg zum zweithöchsten Berg, dem Puntuda, der nicht zum Nationalpark gehört und somit auch ohne Führer bestiegen werden darf. So viel niedrieger ist er auch wieder nicht. Also wird kurzerhand die Route geändert.

In diesem Jahr herrscht auf den Inseln eine außergewöhnliche Dürre. Obwohl eigentlich schon lange Regenzeit sein sollte, fällt kein nennenswerter Regen. Viele Bäume ragen nur als schwarze Skelette in den Himmel. Ihre Zweige sind voll gespenstischer Moosschwaden. Der Nebelwald ist seinem Namen nicht gerecht und sieht eher strohtrocken aus. Von der Spitze des Berges können wir einen Blick auf die andere Seite der Insel werfen. Obwohl wieder ein paar Wolken aufgezogen sind, können wir in der Ferne die Umrisse von Isabella entdecken. Auch einige andere Santa Cruz vorgelagerte Inseln sind deutlich zu sehen. Leider darf man sie nicht mit dem eigenen Boot erkunden. Jeder freier Schritt, und auf dem Meer erst recht, ist verboten. Nur offizielle Touristenboote dürfen die unbewohnten Inseln anlaufen. Die Preise für diese Toure sind exorbitant. Für eine Woche zahlt man von 2.000 Dollar aufwärts und es fehlt nicht an zahlungskräftigen Kunden. Touristenagenturen sprechen unter einander die Preise ab, um sie möglichst hoch zu halten. Die großen Boote mit ihren Motoren, Generatoren und Abwässern richten mit Sicherheit mehr Umweltschäden als eine Familiencrew auf einer Segelyacht. Doch das Land ist arm, und Geld ist alles. Rein theoretisch darf auch jede Segelyacht bei sich einen Parkranger einquartieren, und dann die unbewohnte Inseln besuchen. Die Einzigartigkeit der Inseln und der Name Darwins werden arg überstrapaziert.

Natalya und Thomas buchen einen Tauchausflug zu einer der vorgelagerten Inseln. Thomas hofft dabei, einen Hammerhai zu sehen. Natalya hofft, dass der Hammerhai doch nicht erscheint, und erst recht nicht in Mengen. Das Wasser ist deutlich wärmer als beim letzten Tauchausflug, so dass wir nicht frieren müssen. Die Sicht ist mit etwa 15 Metern nicht perfekt, dafür aber die Tierwelt beeidruckend. Gleich nach dem Untertauchen geraten wir in einen großen Schwarm Barakudas, der sich wie ein stählernes, glänzendes Band über unseren Köpfen im Kreis dreht. Große Mobularochen ziehen an uns vorbei, im Sand eingegraben schlafen kleinere Diamantrochen.

Unter einem großen Stein entdecken wir einen Pulk schlafender Schwarzspitzenriffhaie. Im Gegensatz zu den meisten anderen Haien müssen sie nicht immer im Bewegung bleiben um nicht zu ersticken und können sich ein Schläfchen in einer gemütlichen Höhle erlauben. Einer der ca. 2,5 m langen Haie schwimmt einen halben Meter an uns vorbei. Beeindruckend schöne Tiere. Ein Seelöwe taucht wie ein Torpedo aus dem Nichts auf und erscheint direkt unter Thomas. Kurz vor Kollision dreht er ab und zieht weiter. Der Wunsch nach dem Hammerhai wird zur Hälfte erfüllt. In der Pause zwischen zwei Tauchgängen entdeckt Thomas erstmal eine sehr spitze Rückenflosse, und dann den charakterstischen Kopf eines kleinen Hammerhais. Er zieht gemütlich seine Kreise an der Wasseroberfläche.

Für unsere strand- und wellenverliebten Kinder gibt es auf Santa Cruz ein besonderes Highlight. Nach einem etwa einstündigen Fußmarsch durch eine trockene Kakteen- und Buschlandschaft erreichen wir einen breiten, gut 1 km langen Strand mit feinem weißen Sand. Permanent brechen sich in Sichtweite die Wellen des Südost-Schwells. Ganz ehrgeizig hat Vsevolod sein Surfbrett bis hierher geschleppt und stürzt sich sofort in die Wellen. Eine um die andere Welle reitet er begeistert und gekonnt bis zum Ufer. Die anderen toben springend und schwimmend in den Wellen oder bauen große Burganlagen am Strand. Herrlich, so ein entspannter Familien-Tag am Strand.

Zum Jahreswechsel bereitet sich das kleine Städtchen Ayora auf Silvester vor. Es ist weit und breit kein Weihnachtsbaum zu sehen, dafür viele mit viel Aufwand und Sorgfalt hergestellte lebensgroße Puppen aus Pappmasche. Am späteren Abend sammelt sich die ganze Inselbevölkerung und wohl auch viele Touristen auf dem Anlegesteg und dem kleinen Platz vor dem Hafen. Die Show an der Bühne lässt zu wünschen übrig, und keiner scheint sich wirklich dafür zu interessieren. Unsere Kinder warten ungeduldig auf mehr Aktion. Gut, dass ihre Freunde von StopWorkOrder da sind.

Die Puppen sollen nach dem ecuadorianischen Brauch zu Beginn des Jahres verbrannt werden, aber wo und wann genau? Nah an Mitternacht lassen einige Insulaner kleine weiße Heißluftballons steigen. Dafür zünden sie eine kleine Platte mit Brennmasse an, und warten bis der Ballon genug heiße Luft hat, um in den Himmel zu steigen. Doch bei der herrschenden Hitze wollen die Ballons nicht wirklich fliegen. Einige steigen wieder ab. Während sich dir Frauen kreischend aus dem Staub machen, versuchen Männer in ungestörter Ruhe die auf sie herabfallende brennende Feuerquelle zu fangen und so weit zu stabilisieren, dass sie wieder fliegen kann. Die Deutsche Feuerwehr, die schon bei der unschuldigen Sankt Martin Prozession den Laterne-tragenden Kindern hinterherfährt, würde hier vermuttlich einen Nervenzusammenbruch erleben.

Eigentlich hatten wir kein Feuerwerk erwartet. Raketen gab es eher keine zu kaufen und unter Berücksichtigung des Wohl des hier lebenden Tieren ist das auch verständlich. Doch was am Mitternacht kommt, überrascht uns gewaltig. Ein professionelles, über eine Viertelstunde lang andauerndes Feuerwerk im großen Stil erleuchtet den Himmel. Kurz darauf fahren wir zurück zum Boot. Die Großen würden so gerne noch bei Verbrennung der Puppen zuschauen, aber unsere Kleinen sind so müde und die Straßen so gestopft voll, dass wir zwar Rauch aufsteigen sehen, aber nicht mehr durch die Menge durchkommen.

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