(25.10.2016 – Tag 857)
Das nördlich von Quito gelegene Dorf Otavalo ist dafür bekannt, dass die Bevölkerung dort zu der traditionellen Tracht steht und sie auch mit Stolz und Würde im Alltag trägt. Von allen großen und kleinen Siedlungen in Südamerika, die wir gesehen haben, ist Otavalo diejenige mit den am feinsten bekleideten Menschen. Beim Anblick der hübsch gekleideten Frauen, findet Natalya es schade, dass man in Bayern nicht das gleiche tun kann.
Zu der Frauentracht gehören eine weiße, mit bunten Blumen aufwendig von Hand bestickte Bluse und ein wadenlanger Rock, der aus einem seidenähnlichen Stoff um die Tallie gewickelt wird. Um die Schulter wird wiederum ein anderes Tuch gebunden. Dazu gehören dunkelblaue bis schwarze, manchmal auch bunte Stoffschuhe. Männer tragen weiße Hosen, ähnliche Stoffschuhe und lange Ponchos. Selbst Schuluniformen haben zwei Ausführungen: eine normale und eine traditionelle Variante.
Natalya lässt sich zum Kauf von einer weißen bestickten Bluse für sich und Franka verführen. Thomas äußert sich am Anfang kritisch und fragt, wie oft Natalya schon ihr afrikanisches Kleid getragen hat. Während Natalya und Franka ein Dutzend Blusen anprobieren, probiert Arvid, der nicht so viel Interesse für die Damenmode hat, alle festlichen Hüte nacheinander an. Als Natalya sich für eine Bluse entscheidet, setzt sich der Verkäufer – ein junger Mann – hinter die Nähmaschine, fügt eine kleine Änderung hinzu, so dass die Bluse perfekt sitzt. Dann legt er noch eine Kette aus kleinen Perlen um Natalyas Hals. Die gehört auch dazu. Während Natalya sich zufrieden im Spiegel betrachtet, kommentiert Franka: „Mama, jetzt fehlt dir nur noch ein großer Sack Gemüse auf dem Rücken“.
Auch die Märkte von Otavalo werden von unserem Reiseführer hoch gepriesen. Auf dem Gemüsemarkt bedauern wir, dass wir hier keine Kochmöglichkeit haben. Die Auswahl an Frucht und Gemüse ist beeindruckend. Alles frisch vom Feld, und in der Sonne gereift. Es gibt keine Gewächshäuser, in denen Tomaten vor der Natur versteckt werden, oder Kühlschränke wo sie wochenlang liegen könnten. Die Farben sind wahnsinnig intensiv. Im Vergleich dazu wirkt der Viktualienmarkt in München eher ärmlich und bescheiden. Auch die Atmosphäre passt. Während Frauen auf die Käufer warten, schälen sie Mais und Bohnen. Wer kein Sonnendach hat, legt sich auf den Kopf ein dickes, gefaltetes Tuch als Schutz vor der Hitze. Gegen Mittag wird es so nah am Äquator trotz der Höhe fast unerträglich heiß.
Der Kunstmarkt ist dagegen eine Enttäuschung. Er scheint sich auf Touristen spezialisiert zu haben. Die Einheimischen kleiden sich dort garantiert nicht ein. Die Wollpullover haben die gleichen Muster, die wir schon auf Chiloe gesehen haben. Dort wirkten sie noch authentisch, hier jedoch fehl am Platz. Zu unserer Überraschung gibt es jedoch in dem ganzen Städtchen kaum Touristen. Entweder ist keine Saison, oder hat etwas, was wir nicht kennen, die Reisenden vom Besuch des Landes abgeschreckt. Auch um den Markt herum befinden sich unzählige kleine und große Souvenierläden mit Touristenkram. Jedoch haben sie keinen einzigen Kunden, der für ihre Waren ernsthaftes Interesse zeigt.
Haha, hab gerade herzlich über den Sack Gemüse gelacht! Ansonsten erinnert mich vieles an Bolivien, da waren wir auch sehr von dem Gemüseangebot überrrascht!
Werde mich in den nächsten Tagen durchlesen…
Liebe Grüße
Steffi