(18.08.2016 – Tag 789)
Es wird langsam Zeit, wieder zum Ausgangspunkt unserer Wüstenreise in Copiapo zurück zu kommen. Der Rückweg über den Paso Jama führt zwar genauso hoch in die Berge wie der über den Paso Sico, jedoch ist er um einiges kürzer und auf der ganzen Strecke geteert.
Bereits kurz nach Pumamarca fängt der Anstieg an und wir kämpfen uns durch die Serpentinen langsam nach oben. Die durchbrochenen Leitplanken vermitteln einen Eindruck von den Gefahren des lokalen Fahrstils auf dieser kurvenreichen Strecke.
Auf knapp 3.500 Metern Höhe halten wir am Salinas Grandes del Nordoeste. Dieser über 200 Quadratkilometer große Salzsee besteht größtenteils aus einer meterdicken Salzschicht. Zum Zweck der Salzgewinnung werden in der Oberfläche des Sees tiefe Rinnen ausgehoben. Hier kristallisiert das Salz in reiner Form aus und kann anschließend geerntet werden. Enorm große Salzhaufen zeigen, das die Salzgewinnung hier in großem Stiel erfolgreich ist. Das bescheidene Rasthaus auf der anderen Seite der Straße ist aus Salzsteinen gebaut. Auch das innere Inventar – die Tische und die Höcker sind aus massivem Salz. Vor dem Haus verkaufen die Einheimischen kleine aus dem Salz geschnitzte Tierfiguren. Die sehen zwar nett aus, würden aber den Aufenthalt in der Feuchte von Puerto Montt sicher nicht überleben.
Vom Salar ist es nicht mehr weit bis zur Grenze. Hier ist auch mehr Betrieb als am Paso Sico. Wir schaffen es gerade rechtzeitig uns vor einem Touristenbus in der Schlange anzustellen. Die Formalitäten mit Pässen, Stempeln und Fahrzeugpapieren verlaufen dieses mal zwar genauso langsam wie jedes Mal, jedoch reibungsfrei. Bei der Agrarkontrolle, die scharf auf frische Lebensmitteln ist, erwischen wir eine sehr fleißige Beamtin. Die liebe Dame wühlt mit Begeisterung in unserer Schmutzwäsche, verlangt, dass wir unsere ins Zeitungspapier eingewickelten Souvenirs auspacken. Wir hätten dort doch auch argentinische Äpfel verstecken können, um sie illegal nach Chile zu bringen! Sie steigt auf die Ladefläche das Pick-ups und wirft jedes loses Blättchen persönlich in eine Mülltüte. Als die Kinder erfahren, dass sie auch ihre liebevoll geschnitzten Stöcke mitgenommen hat, geraten sie in Rage und verfluchen die chilenische Grenzpolitik. Wenigstens müssen wir für Blätter und Stöcke keine Strafe zahlen. Unsere letzten Vorräte an frischen Lebensmitteln hatten wir wohlweislich zur Mittagspause in Sichtweite der Grenzstation bereits restlos vertilgt.
Die Strecke führt uns weiter, durch die einmalige Landschaften der schroffen Andengipfel, der türkisfarbenen Salzllagunen und stachelign aussehende Grasebenen. Zwei besonders schöne Lagunen können wir nicht erreichen, da sie schon in Bolivien liegen. Dieses Mal sucht die Höhenkrankheit Arvid als Opfer aus. Immerhin überschreiten wir auch heute wieder die 4.600 Meter und bleiben lange über 4.000 Metern. Während wir zügig auf den kerzengeraden Straßen durch das Hochplateau fahren, jammert der kleiner Kerl auf Mamas Schoß, bevor er sich in den Schlaf flüchtet. Erst nach einigen Stunden dürfen wir wieder absteigen.
Kurz vor San Pedro hält uns eine Polizeikontrolle an. Da die Chile weder korrupt noch besonders streng bezüglich der Zahl der Insassen im Auto ist, haben wir nichts zu befürchten. Nach routinemäßiger Überprüfung der Fahrzeugpapiere dürfen wir weiter fahren. Dieses Mal haben wir sogar das Hotel im Voraus reserviert und müssen nichts suchen. Wir überlegen noch zum Sonnenuntergang in das Valle de la Luna zu fahren, entscheiden uns jedoch dagegen. Die Kinder möchten lieber im Innenhof des Hotels spielen und sich in der Hängematte entspannen. Auch Arvid ist wieder fit, obwohl wir uns immer noch auf fast 2.500 Metern befinden.
Natalya geht am Nachmittag noch raus, um eine Dose Tomaten für das Abendessen zu kaufen und verirrt sich in den gleich aussehenden Straßen (Anmerkung Thomas: Es sind derer immerhin fünf!). Als die Mama nach einer halben Stunde immer noch nicht zurück ist, geht Vsevolod, der einen viel besseren Orientierungssinn hat, sie suchen. Zusammen finden sie dann wieder das Hotel.