SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Estero Pailad – Kulturlandschaft im Morgennebel

(26.04.2016 – Tag 705 – 12.776 sm)

Unser Revierführer verspricht im Estero Pailad wunderbare Wandermöglichkeiten. Anfangs sind wir etwas ernüchtert. Das Land ist natürlich kultiviert und überall gibt es Wege und Zäune. Nach Monaten des Kampfes durch dichten Dschungel laufen wir hier auf einer breiten Straße, links und rechts vom relativ dichten Wald umgeben und werden lange von den Geräuschen einer röhrenden Motorsäge begleitet.

Ein junger verspielter Hund gesellt sich zu uns. Zuerst ist er vor der Aufregung so durcheinander, dass er wie wild springt und droht die Kinder umzuwerfen. Dann erklärt ihm Thomas, wer hier das Sagen hat und er wird zum freudigen Begleiter für unsere Wanderung. Die Kinder geben ihm den Namen Josch – zu Ehren des Letzten Elfes – und wir laufen weiter zu siebt die Straße entlang. Ein klarer Vorteil: Für Arvid ist es eine tolle Möglichkeit selbst zu wandern. Unterwegs stellt Thomas erschöpft fest, dass unser „Kleiner“ gar nicht mehr so klein ist, und vor allem nicht leicht. Die Kraxe muss eingemottet werden und darf nach 12.000 Meilen wieder nach Deutschland ins Lager fliegen. Sollen wir den Hersteller anschreiben und fragen, ob er daraus eine spannende Werbegeschichte machen will?

Aber eigentlich haben wir uns eine Wanderung durch die Natur anders vorgestellt. Endlich entdeckt Natalya eine kleine Lücke im Wald, die wie ein Pfad aussieht. Er ist sogar so breit und fest, dass Arvid auch alleine laufen kann. Dafür das der kleine Kerl nicht einmal drei Jahre alt ist, macht er das erstaunlich gut. Mutig stürmt er nach vorne, bleibt brav vor Bächen und umgefallenen Bäumen stehen und wartet geduldig auf Hilfe. Der Weg endet unerwartet an einem Stacheldrahtzaun. Nach einer kurzen Überlegung kriechen wir durch eine Lücke im Zaun auf die andere Seite. Scheinbar ist das schon so vom Erbauer vorhergesehen, weil der Weg auf der anderen Seite des Zauns weiter führt. Wir gelangen auf eine Wiese, und von dort aus öffnet sich uns der Blick auf den ganzen Fjord: seine mit Sonnenlicht gefluteten sanften grünen Hügel mit grasenden Schafen, kleine einsame Häuschen mitten im Nichts und türkisblau schimmerndes Wasser.

Nicht weit von uns entfernt grasen einige Pferde. Unsere Kinder würden sie gerne streicheln, aber Natalya ist das nicht geheuer. Wer weiß, wie sie drauf sind. Wir versuchen noch weiter an Höhe zu gewinnen, um einen noch besseren Blick zu bekommen. Aber zuerst müssen wir nochmals unter dem Zaun hindurch. An dieser Stelle hat jemand sogar einen Graben gegraben, damit es einfacher gelingt. Eine Straße aus Geröll-Sandgemisch führt weiter den Hügel hinauf. Passt perfekt, dorthin wollen wir auch! Nicht alle sind aber am schellen Fortkommen interessiert. Während Thomas schnell außer Sichtweite ist bleibt Arvid häufig stehen und fragt, ob es nicht doch möglich wäre sich in die Kraxe zu setzen. Natalya beschäftigt sich mit saftigen Brombeeren, die in Hülle und Fülle am Straßenrand wachsen.

Als wir endlich oben ankommen, stellen wir fest, dass hier der Blick nicht besser wird. Wir sind von Wald umgeben und der Hübel flacht ab, so dass ein guter Aussichtspunkt nicht zu erwarten ist. Klar könnte man hier wahscheinlich noch Stunden weiter wandern, aber dazu haben wir heute keine Kraft. Insbesondere für die kleinen Beine wäre das zu viel. Die Kinder und Josch rennen schnell wieder bergab und warten auf uns auf der Wiese. Ein Bauer winkt uns zu. Leider haben wir kein Geld mitgenommen. Er hat einen prächtigen Apfelbaum, voll mit roten reifen Äpfeln, die echt verlockend aussehen. Als wir über dem nächsten Zaun vor dem Ufer klettern müssen, zerreißt der Skipper seine letzte Jeans.

Arvid entdeckt im Hof der Dorfschule einen Spielplatz und testet die Rutsche. Die Schule ist aus Holz gebaut, hat große liebevoll dekorierte Fensterfronten und wirkt für so ein kleines Kaff, in dem nicht einmal hundert Seelen zu leben scheinen, erstaunlich gut. Als der Schultag vorbei ist, bringt der Hausmeister eines der Kinder in einem kleinen Holzboot auf die andere Seite des Fjords. Die anderen Kinder steigen in einen Minibus ein. Wir gehen durch den kleinen Friedhof. Alle Gräber sind mit kitschigen Kunststoffblumen geschmückt. Keine einzige lebende Blume ist zu finden. Danach spielen die Kinder am Strand, gemeinsam mit den Kindern der Kalibu.

Am Abend fahren wir aus dem bildhübschen Estero wieder nach Queilen. Das freie Internet zieht magisch an.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 26. April 2016 von in Uncategorized.
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