SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Endlich frisches Gemüse!

(24.04.2016 – Tag 703 – 12.771 sm)

Eigentlich war Queilen nur als ein kleiner Zwischenstopp geplant, um endlich, nach zwei Monaten, wieder frisches Obst und Gemüse kaufen zu können. Danach wollten wir am gleichen Tag in den nahe gelegenen Estero Pailad verlegen. Aber das kleine Örtchen gefällt uns auf Anhieb und wir bleiben länger. Es eignet sich hervorragend als sanfte Gewöhnung an die Zivilisation.

Es ist Sonntag. Wir schlendern durch die leeren Straßen und betrachten die Häuser. Hier stehen sie nicht mehr auf Stelzen, in Vorgärten blühen Dahlien und ranken Rosen. Was für ein Unterschied zum rauen, kalten Süden. Es gibt im Ort ein Hotel, und einige moderne Cafes. Außerhalb der Saison scheinen wir die einzigen Fremden hier zu sein. An den gelben Bäumen und an den hier und dort auf der Straße liegenden Blätterhaufen wird es einem schlagartig klar, dass es Herbst ist. Bis jetzt war alles immer grün. Überraschend ist es, dass man diese Erkenntnis auf dem Weg von Süden nach Norden macht.

Wir überqueren die Düne auf der Queilen liegt und gelangen auf die andere Seite, die zum Golfo Corcovado hin offen ist. Obwohl so gut wie kein Wind weht, ist das Meer unruhig. Kleine weiße Möwe schwimmen in der heftigen Brandung. Auf der gegenüber liegenden Seite des Golfos erhebt sich majestätisch der schneebedeckte Gipfel des Vulkans Corcovado. Fast seit über 200 Jahren ruht der Vulkan. Der benachbarte kleine Bruder, der schon für erloschen gehaltene Vulkan Chaiten brach völlig unerwartet zum letzten Mal im Jahr 2008 aus. Eine bis zu 20 km hohe Aschewolke stieg in die Luft. Die durch pyroklastischen Ströme bedrohten Einwohner des gleichnamigen, nur 10 km vom Vulkan entfernten Dorfes, mussten in Sicherheit gebracht werden. Die chilenische Küste ist nicht nur rau und windig, sondern auch geologisch ausgesprochen aktiv. Sie gehört zum pazifischen Feuerring.

Nach dem ausführlichen Rundgang durch das Dorf, bleiben wir am Strand und genießen die Ruhe und die Sonne. Natalya versucht noch mehr frisches Gemüse zu finden, aber sie darf nur frisch und lecker aussehende Bündel von Petersilie und Koriander im Schaufenster betrachten. Am Sonntagnachmittag ist doch alles außer einem kleinen „Not“-Supermarket geschlossen. Wir begnügen uns mit den Sachen, die wir schon erbeutet haben. Man kann sich in Deutschland nur schwer vorstellen, wie sehr sich jemand, der nur ein Mal alle zwei Monate Einkaufen kann, auf einen frischen Tomatensalat freut. Eine große Pfanne Bratkartoffeln mit Ketchup sorgt bei den Kindern für Begeisterung. Nicht weniger freuen wir uns über das Internet. Fast ein halbes Jahr lang haben wir nur sporadisch Möglichkeiten gehabt, unseren Blog zu aktualisieren, mit der Familie zu kommunizieren, oder nur einfach mal Nachrichten aus aller Welt zu lesen. Dank der chilenischen Regierung haben wir am Ankerplatz freies Internet und können direkt an Bord im Internet surfen.

Am nächsten Tag gehen Natalya und Arvid an Land. Arvid hat gehört, es gäbe im Dorf eine Feuerwehrstation und will sie unbedingt besichtigen. Natalya nutzt es als Gelegenheit Petersilie und Koriander näher zu betrachten. Kurz nach dem Mittagessen geht der Anker hoch. Drei Meilen können wir bei schwachen Winden segeln, den Rest müssen wir unter Motor fahren. Unser nächstes Ziel ist Estero Pailad, laut dem Revierführer eines der schönsten Gegenden auf Chiloe. Vorbei an badenden Pinguinen, unzähligen großen und kleinen Muschelzuchtstation und einer großen Salmonera fahren wir den bildhübschen Fjord hinein. Sanfte grüne Hügel säumen die beiden Ufer. Die Landschaft wirkt ausgesprochen kultiviert. Es ist kein kalter Dschungel mehr, sondern ein Wäldchen, in dessen Nähe eine kleine Hütte oder ein prächtiges Haus steht. Es sind keine moosbewachsene Heiden, sondern Wiesen, auf denen die Schafe grasen. Wir ankern vor einer Holzkirche und gehen sofort auf eine Photosafari. Unzählige Vögel schwimmen nah am Ufer und picken am Strand. Eine Familie Schwarzhalsschwäne mit drei Halbwüchsigen lässt sich zwar nicht so gerne, aber dann doch fotographieren.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 24. April 2016 von in Uncategorized.
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