(Tag 519)
Reparaturen laufen meist nicht so wie geplant. Unsere Rollanlage für die Genua lief nicht ganz rund. Das obere Teil machte beim Drehen sonderbare Klickgeräsche. Das beunruhigte etwas. Wir baten daher den Hersteller – Selden – um Ersatz des Teils. Thomas hat es vor Kurzem aus Deutschland mitgebracht. Aber das war nur der Anfang … so ein Teil muss schließlich auch noch eingebaut werden.
Unsere Rollanlagen sind auf das gespannte Vorstag (Drahtseil, das den Mast vorne hält) gesetzt. Es hieß also zuerst die Spannung vom Stag zu nehmen und das Stag dann vom Bug zu lösen. Der Hydraulikmotor musste dafür natürlich aus dem Weg geschafft werden. Dann erst konnte das Stag oben am Mast abgenommen werden. Nun will man aber ein sichtlich über 100 kg schweres Stag mitsamt Rollanlage nicht einfach so abnehmen, noch dazu alleine und ohne Kran. Also galt es vorsichtig mit Leinen und Spinnaker-Fallen zu arbeiten und das Stag stets angebunden zu lassen. Nach einigem Hin- und Her schaffte es Thomas dann, das zu ersetzende Teil oben raus zu schieben und durch das neue zu ersetzen – alles immer mit mindestens einer Leine am Stag.
Die Arbeit in luftiger Höhe ist immer damit verbunden, dass man sich irgendwo zusätzlich festhalten muss oder mit den Beinen anklammert oder komische Verrenkungen macht, um schwer zugängliche Stellen zu erreichen. Jede Bewegung will gut überlegt und geplant sein, schließlich will man nicht abrutschen oder gar ein Teil oder Werkzeug fallen lassen. Und nach einer oder zwei Stunden Arbeit schlafen einem auch langsam die Beine ein. Daher – und weil auch Regen aufzog – haben wir die Arbeit erst mal unterbrochen. Am Abend kam dann der Muskelkater zu Besuch.
Wider Erwarten war es am nächsten Tag gar nicht so schwer, das Stag wieder am Mast zu befestigen. Am Fall wurde es hochgezogen und mit viel Gefühl so positioniert, dass der Pin ohne Probleme durchruschte. Auch am Bug hatten wir nach ein paar Fehlversuchen irgendwann den Dreh raus und das Stag war wieder angeschlagen. Aber dann lief irgendwas beim Festziehen des Stags falsch. Die Spannschraube ließ sich plötzlich kaum mehr drehen, irgendwann ging gar nichts. Weder vor noch zurück ließ sich die Schraube bewegen. Also wieder ausbauen und in der Marina im Schraubstock versucht, das Ding wieder frei zu bekommen. Fehlanzeige, nichts geht mehr. Was nun?
Vom Metallbauer, der auch schon einige Arbeiten für uns erledigt hat, haben wir Hilfe bekommen … vorläufig jedenfalls. Er kümmert sich um Ersatz. Wahrscheinlich muss der Spanner aus Buenos Aires geschickt werden. Also warten wir noch ein paar Tage hier. Aber das war eh so geplant. Erst nächste oder übernächste Woche geht es weiter … dann nach Mar del Plata und hoffentlich wieder intaktem Vorstag.