(Tag 429)
Brasilien ohne den Regenwald gesehen zu haben, geht das? Viel ist ja nicht mehr übrig von dem einst alles überwuchernden Wald. Ein paar kleine Flecken sind aber erhalten und glücklicherweise auch in unserer Nähe. Nur, diese Flecken zu finden ist nicht ganz einfach. Noch bevor wir Ilhéus anliefen hatten wir im Lonely Planet Reiseführer gelesen, es gäbe südlich der Stadt einen Regenwald-Park, den man mit dem Bus erreichen könnte. Bei Nachfragen hier im Ort stellte sich jedoch heraus, dass der Park geschlossen wurde. Natalya war schon recht gefrustet, hatte sie sich doch sehr auf eine Wanderung im Wald gefreut.
Einige Recherche im Internet ergab dann, dass es ein Schutzgebiet zwischen Ilhéus und Itacaré gibt, welches man besuchen kann. Es war aber weder klar wo genau das Gebiet ist noch wie wir dorthin kommen können. So haben wir uns heute Morgen kurzerhand ein Auto gemietet und sind auf die Suche gegangen. Es ging erst nördlich bis Serra Grande, dort sollte der Weg zum Park abzweigen. Ein Weg war auch schnell gefunden und irgendwas vom Park stand dort auch auf Portugiesisch. Auf einer teils abenteuerlichen Schotter-, Schlamm- und Sandpiste ging es in die Berge. Vorbei an Fazendas, über schmale Holzbrücken und durch dichten Wald. Kilometer um Kilometer arbeiteten wir uns in dem unwegsamen Gelände vor. Thomas fühlte sich schon als Rally-Fahrer … Schlaglöchern, Gräben und Bächen ausweichen. Aber der Park ließ sich nicht finden. Wir fragten bei Einheimischen nach. Einige kannten den Park gar nicht, andere schickten uns nach links, andere nach rechts, wieder andere zurück. Irgendwann wurde klar, wir müssen zurück nach Serra Grande. Etwas frustrierend, wenn man 2,5 Stunden umsonst Auto gefahren ist. Nun, umsonst ist zu hart. Es war schon sehr interessant dort. Und wir haben viel gesehen über das Brasilien abseits der Städte. Die großen Fazendas, die beeindruckenden Auffahrten und die Schönheit der Natur dort. Aber es war halt nicht das Ziel der Reise gewesen.
Das fanden wir dann, als wir zurück zur Hauptstraße fuhren. Wir sind einfach zu früh abgebogen. Etwas weiter Richtung Itacaré stand ein großes Schild für den Abzweig zum Park. Jetzt hieß es wieder 13 km über Sand- und Schlammpisten fahren, bis wir dann endlich vor dem Eingangsportal zum Park standen … und es war geschlossen. Das konnte doch nicht sein, oder? Immerhin hatten wir im Internet gelesen, der Park sei täglich außer montags geöffnet und heute ist doch Freitag. Irgendwo sahen wir Menschen auf dem Gelände und ein Seitentor war offen. Also sind wir alle ausgestiegen, haben unsere Sachen gepackt und sind auf das Gelände gestiefelt.
Dort trafen wir doch tatsächlich eine Handvoll Ranger an. Freundlich wurden wir begrüßt und gebeten, uns in die Gästeliste einzutragen. Da sahen wir, dass der letzte Gast vor drei Tagen hier war. Das ist also wirklich Tourismus abseits des Mainstream. Auf die Frage, ob wir in den Wald könnten, bekamen wir die Antwort, dass das nur in Begleitung ginge. Also sind wir mit zwei Rangern in den Regenwald gelaufen … einer voraus, einer hinten an – damit ja keiner verloren geht. Sie erzählten uns immer wieder interessante Dinge über den Wald und die Pflanzen, allein so richtig viel verstanden wir dann leider auch nicht.
Aber auch ohne Sprache war es toll, den Wald zu erleben. Eine Vielzahl an Bäumen, kleine und große, mit Blattwurzeln oder Ranken. Bromelien in unterschiedlichen Formen und Größen – teilweise Handteller-groß bis hin zu mehreren Metern Durchmesser. Moose und Gräser wuchsen an den Bäumen und Büschen. Alles war feucht und leicht modrig. Während des Spaziergangs regnete es auch … daher wohl der Name „Regen“wald 😉 Wir fanden Früchte und Pilze. Teils ging der Weg steil den Berg hinauf, teils über glitschige Stege über kleine Bäche. Auch Arvid hatte seinen Spaß und spazierte fleißig mit. Zum Abschluss grüßte noch ein Regenbogen über dem gerade durchwanderten Wald. Ein rundum gelungener Ausflug.
Zurück in Ilhéus ging es mit dem Mietwagen noch zum Großeinkauf in den Supermarkt. Die Bilgen sind jetzt wieder gut gefüllt. Morgen geht es dann auch los Richtung Süden … Caravelas ist als nächster Stopp eingeplant. Wir sind froh, den Ankerplatz hier verlassen zu können. Es arbeitet sich doch recht viel Schwell in die Bucht hinein und teilweise schaukelt das Boot beträchtlich. Heute sind dabei zwei Teller zerschlagen worden und ein Schub herausgerissen.