(Tag 121 – 2.819 sm)
Vor fast zwei Wochen haben wir Marokko verlassen. Es ging in ca. 1,5 Tagen Fahrzeit mit wenig Wind rüber nach Lanzarote. Die Windsituation erlaubte es uns auch, endlich den Gennaker wieder auszupacken und gut 1,5 Stunden damit zu segeln. Die 250 qm zu setzen und zu bergen ist zwar eine riesige Plackerei, aber wenn das Segel mal steht, ist es schon ein tolles Gefühl, davon vorwärts gezogen zu werden.
Am Nachmittag unseres Ankunftstages hat sich dann Lanzarote mit seiner bizarren, von Vulkanen geprägten Landschaft langsam aus dem Meer erhoben. Es ging etwas die Küste entlang bis nach Arrecife. Wir hatten einen Liegeplatz in der neuen Marina Lanzarote vorausgebucht. Hätten wir das nicht gemacht und hätten die mir nicht per Mail bestätigt, dass wir mit unserem Tiefgang da rein passen, hätten wir uns nicht in den Einfahrtskanal getraut. In unserer Seekarte war er nämlich mit 0,1m Tiefe eingezeichnet … auch bei 2 Meter Tiedenhub noch zu wenig für unsere 2,35m Tiefgang. Thomas ist dann ganz langsam durch gefahren mit ständigem Blick auf die Tiefenanzeige. Aber natürlich ging alles gut und wir konnten sicher am Steg anlegen – mal wieder längsseits wie seit Monaten nicht mehr.
Die Insel an sich ist sehr beeindruckend. Immerhin kann man hier Vulkanismus sehr hautnah erleben. Vor weniger als 200 Jahren wurde die Insel durch Lavaströme und ausbrechende Vulkane umgestaltet. Das hat uns alle – insbesondere die Kinder – sehr beeindruckt. Wir haben durch eine Inselrundfahrt das etwas erkundet. Auch der Besuch des Nationalparks war ein Highlight – auch wenn man in einem Bus durch die Kraterlandschaft gefahren wird. Es wächst fast nichts auf der Insel, da so gut wie kein Regen fällt. Dennoch trotzen die Bauern dem Boden Kartoffel und ähnliches ab – und es wird auch erfolgreich Wein angebaut.
Marina Lanzarote liegt sehr nah an der Innenstadt von Arrecife, was wir sehr genossen haben. Es lagen auch sehr wenige Boote in der Marina, dessen Becken auch zu beiden Seiten geöffnet war. Das Wasser war also so sauber, dass wir den Kindern erlaubt haben, vom Boot aus zu schwimmen. Das war natürlich der Hit! In den Unterrichtspausen, Mittag, Nachmittags und am Abend wurde geschwommen und geschnorchelt. Wenn es nach den Kindern gegangen wäre, hätten wir dort sicher noch wochenlang bleiben können.
Aber umtriebig wie wir sind, hat es uns am Sonntag schon wieder weiter gezogen. Wir hatten 115 Seemeilen Strecke bis nach Gran Canaria geplant und wussten, dass der Wind uns nur teilweise behilflich sein wird. Die Tage danach sahen aber noch schlechter aus, so dass wir uns für einen Aufbruch am frühen Nachmittag entschieden haben. Die Marina in Las Palmas auf Gran Canaria öffnet das Hafenbüro um 9 Uhr und kurz vorher wollten wir ankommen. Also sind wir den Abend und die Nacht durch dorthin gesegelt. Bis auf die Strecke zwischen Lanzarote und Furteventura und kurz vor Gran Canaria war auch Segeln möglich, wenngleich selten über 6 Knoten Geschwindigkeit. Aber das war uns egal, da wir ja eh erst gegen 8 ankommen wollten. Haben wir dann auch fast pünktlich geschafft.
Jedes Jahr findet die ARC, eine Regatta über den Atlantik statt, die in Las Palmas startet. Der Startschuss für die Überfahrt ist dieses Jahr der 23. November. Da an dem Ereignis einige hundert Yachten teilnehmen und alle nach Las Palmas kommen müssen, ist in den Wochen vorher eine sehr angespannte Platzsituation in der Marina am Ort. Ach wenn die Marina 1.250 Plätze hat, werden doch viele Yachten abgewiesen und sogar Langlieger müssen die Marina verlassen, damit auch ja genug Platz für die Regattaboote ist. Da uns das bekannt war, haben wir uns entschieden, die Marina bereits im September anzulaufen und haben uns auch per Mail nicht angemeldet. Viele andere Yachten haben auf Anfrage per Mail schon Absagen bekommen. Wir haben einfach Fakten geschaffen, in dem wir am Montagmorgen am Check-in-Steg festgemacht haben. Es kam dann auch kurz nach 9 der Hafenmeister und hat sich sehr pessimistisch geäußert. Er könne uns vielleicht, wenn wir Glück hätten, einen Platz für eine Nacht anbieten. Nun, beim administrativen Check-in waren es dann plötzlich doch zwei Nächte … und mittlerweile haben wir auf 5 verlängern können.
Das Anlegen war ehr abenteuerlich. Hier wird mit Mooringleine und Heck-voraus angelegt. Uns wies man einen Lücke zwischen zwei ähnlich großen Yachten zu, die allerdings nur 2-3 m breit war. An ein Reinkommen mit unseren 5,1m Breite war nicht zu denken. Aber der liebe Hafenmeister ist dann mal schnell auf die beiden Boote gesprungen, hat Leinen umgelegt, und hat dann eines der beiden mit seinem Dinghy mit Außenbord unter Vollschub zur Seite gezogen bis wir in der Lücke waren. Jetzt bräuchten wir nicht mal Festmacherleinen, da unsere Nachbarboote uns schön fest halten.
Da wir ja davon ausgehen mussten, dass wir nur einen vollen Tag Aufenthalt auf der Insel haben, wollten wir gleich am Dienstag mit einem Mietwagen die Insel ansehen. Bevor wir im Internet einen Wagen mieten konnten, war schon ein anderer Segler am Steg, der uns seinen Wagen angeboten hat. Haben wir auch angenommen und sind dann am Tag drauf durch die beeindruckende Bergwelt von Gran Canaria gefahren. Diese unterscheidet sich deutlich von Lanzarote, da die Berge hier höher sind, so dass sich die Passatwolken abregnen können und der Insel im Norden eine durchaus grüne Vegetation bescheren. Als ersten Punkt der Rundfahrt haben wir einen botanischen Garten besucht, in dem fast alle Pflanzen der Insel zu sehen waren. Insbesondere die Drachenbäume und die riesigen Kakteen waren beeindruckend.
Nach dem obligatorischen Besuch des höchsten Punkts der Insel ging es dann in den Süden, wo ausgedehnte Sanddünen bis ins Meer reichen. Das war für die Kinder natürlich der Höhepunkt des Tages. Sie waren kaum mehr aus dem Wasser zu bekommen.
Wenn es klappt, werden wir noch einige Tage hier in Las Palmas bleiben. Die Infrastruktur hier ist sehr gut – ein Zahnarztbesuch wurde bereits erledigt, morgen brauchen wir noch einen Notar und Schiffsausrüstung gibt es natürlich reichlich. Morgen soll auch ein Sonnensegel für das Achterdeck kommen. Anschließend geht es dann weiter nach Tenerifa, wo uns der höchste Berg der Kanaren und ganz Spaniens erwartet. Wann wir ablegen steht noch nicht fest.
Thomas, its great to hear you are getting on well. Say hello to everyone from me. Ben.
Thanks, Ben! Good to hear from you. How is/was Scotland? Thomas