(Tag 94 – 2.155 sm)
Am letzten Montag hieß es für uns wieder Leinen los! Der Wetterbericht sagte für die Straße von Gibraltar gute Segelbedingungen voraus, für die Küste von Marokko nur bedingt brauchbaren Wind. Das ist uns dann aber erst mal egal, da wir uns in den letzten Tagen viel den Kopf über die Ansteuerung von Rabat zerbrochen haben. In einer Flussmündung liegend mit nur unzureichenden Wellenbrechern kann sich in Rabat bei bestimmten Winden und Schwell eine sehr gefährliche See aufbauen. Davor hatten wir echt Respekt. Somit haben wir das windarme Wetterfenster akzeptiert, um möglichst sicher nach Rabat zu kommen.
Und so kam es dann auch. Ein guter Ostwind hat uns durch die Straße von Gibraltar bis nach Tangier geschoben. Um uns herum sprangen Delfine, und sogar zwei kleinere Wale zogen gemächlich in ca. 50 m Abstand ihre Bahnen. Kurz vor der Nordwestecke von Marokko schlief dann der Wind ein. Da half selbst Schmetterlingssegeln mit ausgebaumter Genua und Groß nichts. Obendrein wurden wir dann auch noch von der marokkanischen Küstenwache angefunkt … „Sailing vessle at position x.xx N y.yy W …“ Wir wurden freundlich aber bestimmt aufgefordert, uns mind. 4 Seemeilen von der Küste fern zu halten.
Die weitere Überfahrt war relativ ereignislos. Bei ca. 17-18 Seemeilen Abstand zur Küste wähnten wir uns sicher vor den vielen Fischerbooten, was sich aber als nicht richtig herausstellte. Selbst in dieser Entfernung war der Abstand der Fischer untereinander meist 1 bis 2 Seemeilen. Also jede Menge Verkehr, und keines der Schiffe hat AIS. Somit war die ganze Zeit der Radar aktiv. Um genau Mitternacht kam dann auch noch guter Wind auf, der uns für vier Stunden vorwärts brachte.
Gegen Morgen nahmen wir dann Geschwindigkeit aus dem Boot. Wir wollten kurz vor Hochwasser am Flussdelta von Rabat ankommen, um mit höchstmöglicher Tide einzulaufen. Kurz vor Ankunft funkten wir den Hafenmeister an, der uns dann auch prompt ein Pilotboot raus schickte. Dieses hat uns dann die knappe Seemeile bis zur Marina den Fluss hoch geleitet. Um uns herum standen Menschen (meist Männer natürlich) auf den Uferbefestigungen und haben uns zugewinkt und gerufen, teilweise schwammen sie auch durch den Fluss neben uns.
In der Marina mussten wir erst mal die Einreiseformalitäten am Zoll-Pontoon erledigen. Das Anlegen war etwas anspruchsvoll, da ein andere andere Yacht mit Motor-Problem den Pontoon größtenteils blockierte. Somit standen uns ca. 6-7 Meter Steg für unsere 18 Meter Gesamtlänge zur Verfügung. Das reichte nicht mal bis zur Mittelklampe. Am Steg trafen wir dann auch gleich zwei deutsche Boote, die gerade auslaufen wollten, und haben uns über die Gegend und die weitere Reiseroute ausgetauscht. Eine Crew kam sogar auch aus München und war auch auf dem Weg zu den Kanaren.
Nach den Formalitäten ging es dann an den eigentlichen Anlegesteg. Dieser war ebenso abenteuerlich – U-förmig mit zwei Fingern links und rechts. Diese sind aber nur ca. 4 Meter lang … daran unser Boot mit Seitenwind anzulegen und dann auch sicher zu vertäuen war eine Herausforderung. Glücklicherweise halfen uns drei Mitarbeiter der Marina. Obendrein versagte dann auch noch das Bugstrahlruder – ich hatte es der Werft schon vor Wochen gesagt, dass die Ladeelektrik nicht funktioniert. Aber man hat es uns ja nicht geglaubt. Jetzt waren die Batterien leer und der notwendige Beweis erbracht (Ersatzgerät wird nun auf die Kanaren geliefert). In den nächsten Tagen durfte Thomas erst mal wieder in die Elektrik-Höhle unter Deck und Strom, Spannung etc. messen und Kabel verfolgen. Dabei haben wir sogar noch ein verschmortes Kabel gefunden. Das wurmt.
Rabat selbst gefällt uns super gut. Klar, man muss sich erst mal auf eine solch große Menschenmenge wie hier auf den Straßen einlassen. Man wird teilweise durch die Gassen geschoben und gedrängt. Auch wird in der Altstadt jeder Quadratzentimeter genutzt, um Waren anzubieten oder Arbeiten zu erledigen. Es macht aber viel Spaß durch die sehr authentische Innenstadt mit ihren vielfältigen kleinen Verkaufsständen, Handwerksgeschäften und vielen netten Menschen zu schlendern. Bisher haben wir jeden Tag einen Bummel durch Rabat oder Safi (gleich nebenan) unternommen und lokale Produkte eingekauft. Über das günstige Obst freuen wir uns besonders. Gestern haben Franka und Talora jeweils ein traditionelles Kleidchen bekommen und Arvid trägt einen marokkanischen Jungenanzug 🙂
Jetzt bleiben wir noch 2-3 Tage hier, dann geht es weiter nach Agadir mit (voraussichtlich) Stopp in Essaouira bevor wir auf die Kanaren übersetzen.
Analusische Einflüsse in Rabat:
Überfüllter Strand in der Mündung des Regreg:
Zentrale Einkaufsstraße in Rabats Medina:
Beispiel eines der unzähligen kleinen Geschäfte. Gestern haben wir so 1 kg Sesam gekauft:
Franka hat ein Henna bekommen:
Arvid freut sich über sein marokkanisches Oberteil:
Turm der nicht vollendeten Moschee:
Franka und Talora bestanden auf ein Gruppenbild mit dem Wachsoldaten:
Franka und Talora bekommen ein Kleidchen:
Liebe Grüsse von Dani und uns allen!
Er vermisst seinen Freund! Wir beneiden Euch sehr um die tolle
Reise und wünschen Euch immer gute Fahrt!
Liebe Grüsse von allen Kullmanns aus Icking