SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Zurück auf Los

(Tag 63 – 734 sm)

Wie ihr wisst, hatten wir in den ersten Wochen einigen Ärger mit der Elektrik unseres Bootes. Die Krönung war das Sieden der Bugstrahlruder-Batterien. Wir dachten, dass dies nach einigen Umbauten behoben sei. Das wollten wir allerdings ausgiebig austesten. Anfangs funktionierte alles gut – die Batterien ließen sich reibungslos laden und es stand stets genug Ladung zur Verfügung. Dann sank aber von Tag zu Tag die verfügbare Kapazität. Von den 400 Ah (Ampere-Stunden) standen irgendwann nur 280 zur Verfügung, am nächsten Tag 260 … und dann ging es immer weiter abwärts. Nach ein paar Tagen bekamen wir nur noch 70 Ah aus einer Batterieladung. Einmal trat beim Laden sogar weißer Rauch aus dem Batteriefach. Wir haben also die Werft kontaktiert, um hier Hilfe zu bekommen. Die haben dann auch zwei Ingenieure aus London einfliegen lassen. Nach einer detaillierten Analyse und einigen Messungen war klar, dass die Ladeelektrik nicht zu den installierten Lithium-Ionen-Akkus passte, die Verkabelung teils fehlerhaft war und in Folge die Batterien „aus dem Tritt gekommen sind“. Eine der vier Batteriebänke hatte eine Batteriezelle mit einer zu hohen Ladung und eine mit einer zu niedrigen. Beim Ladevorgang schaltete die zu volle Batterie den Ladevorgang für alle Batterien ab, und die mit der niedrigen Ladung sperrte die Batterien sobald die eine Zelle einen bestimmten Schwellenwert unterschritten hatte. In Folge konnten wir die Batterien nicht mehr korrekt laden und die enthaltene Ladung nicht vollständig entnehmen. Das hieß am Ende, dass selbst die Bedienung der Winschen ohne Motorunterstützung (Strom durch Lichtmaschine) nicht mehr möglich war. Mehrere Male schalteten sich die Batterien (und damit die komplette Bordelektrik) bei kritischen Manövern wie Reffen oder Bergen der Segel ab. Wir mussten dann ca. 10 Minuten den Motor laufen lassen, um die Elektrik wieder zu reaktivieren. Das war nicht mehr tragbar.

Nach Rücksprache mit der Werft haben wir uns daher entschieden, die Batterien und die dazugehörige Ladeelektrik komplett austauschen zu lassen. Eigentlich ist die Lithium-Ionen-Technologie schon etwas feines. Man hat weder Memory-Effekt noch muss man sich beim Laden oder Entladen Sorgen über die Lade-/Entnahmegeschwindigkeit machen. Aber es hilft ja nichts, wenn man sich diese Vorteile durch erhöhte systembedingte Ausfallwahrscheinlichkeit (viel Elektronik zur Steuerung der Batterien nötig) und man mit Generator den Ladevorgang nicht so gestalten kann, dass die Batterien gesund bleiben und wie nötig ausbalanciert werden. Daher sollte die Outer Rim deep circly Gel-Batterien bekommen. Dazu wurden in der Werft einige Tage Umbauarbeiten inkl. Demontage des Salons nötig. Outer Rim musste dazu nach Southampton und wir anschließend von Bord. Discovery hat uns dazu einige Tage eine Wohnung in London inkl. Zugfahrt dorthin zur Verfügung gestellt.

Vor 10 Tagen sind wir also die knapp 100 Seemeilen nach Southampton gesegelt. Die Tide hat wunderbar gepasst. Wir konnten früh morgens – nachdem wir noch zollfrei Bier gebunkert hatten – mit der Strömung und gutem Wind Richtung Norden losgesegelt. Mit Größtenteils raumen Wind (schräg von achtern) haben wir im zweiten Reff gute Geschwindkeit gemacht. Im Solent kam der Wind dann mit ca. 15 Knoten direkt von hinten. Das ist eigentlich zu wenig für unser Schiff, aber mit ausgebaumter Fock zusätzlich zur Genua und Unterstützung der Strömung ging es dann mit bis zu 11 Knoten vorwärts. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir dann wieder mal in Southampton eingelaufen.

Am Montag letzter Woche ging es dann mit dem Zug nach London. Stand bei unserem letzten Besuch der Stadt Sightseeing auf dem Programm, haben wir uns dieses Mal viel Zeit für Museen, Spielplätze und Spaziergänge in Parks genommen. Als Kontrastprogramm um Segel war das sehr angenehm. Die Kinder hatten riesigen Spaß im National History Museum oder im Science Museum. Auch an den Bildern von Monet oder van Gogh in der Nationalgallerie waren sie sehr interessiert. Im Deutschunterricht haben Sie einen Bericht darüber geschrieben, den wir nachfolgend noch separat posten werden.

Gestern Nacht hieß es dann wieder zurück auf die Kanalinseln segeln, bzw. leider war der Wind so schwach, dass wir die 12 Stunden fast komplett motoren mussten. Jetzt liegen wir wieder in der hoffnungslos überfüllten Marina von St. Peter Port auf Guernsey und freuen uns, dass diese Mal noch keiner nebenan im Päckchen mit uns liegt. Beim letzten Anlegeversuch eines Päckchenliegers haben wir uns nämlich einen Kratzer im Rumpf zugezogen und es leider erst zu spät bemerkt. Es gibt Segler, die ihr Boot nicht wirklich beherrschen und auch mit der Funktion von Fendern nicht vertraut sind.

Und noch ein kleiner Kommentar zu den Tagen vor der Rückkehr nach Southampton: Wir hatten fast perfektes Sommer-Segelwetter auf den Kanalinseln. Im 2-Tages-Rhythmus ging es von Ankerplatz zum nächsten. Zwischendrin blieb viel Zeit für Ausflüge auf den Inseln, Strandbesuchen oder einfach nur faule Zeit an Bord. Und natürlich ging es auch mit dem Schulunterricht täglich weiter.

Es folgen wieder einige Eindrücke von unseren Erlebnissen:

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Die Südwest-Ecke von Guernsey. Kurz vorher hat uns eine Böe erwischt und wir sind in die Sonne geschossen. Das passiert, wenn man sich auf den Autopiloten verlässt – der reagiert für sowas einfach zu langsam.
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Am Abend wurden wir dafür mit einem wunderbaren Sonnenuntergang über unserem Ankerplatz entschädigt.
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Ein traumhafter Sandstrand für uns ganz alleine:
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Spaziergang.
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Auch das gehört zum Bordleben – sechs Personen produzieren jede Menge zu waschende Wäsche.
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Ein Bad im 17° warmen/kalten Wasser
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Ansteuerung auf Alderney, der nördlichsten Kanalinsel.
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Gruppenbild vor dem Flughafen auf Alderney
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Regen auf Alderney.
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Auf Alderney gibt es eine der größten Basstölpelkolonien weltweit. Bei der Überfahrt nach Sark konnten wir sehr nah ran kommen und die Vögel beobachten.
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Liegeplatz auf Sark
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Wanderung nach Little Sark
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Zur Freude aller haben wir hier eine sehr zutrauliche Katze gefunden. Sie hat die geballten Streicheleinheiten ohne größeren Schaden überlebt.
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Am Tag vor der Rückreise nach England haben wir nochmal Alderney besucht und hier die tolle Natur und den feinen Sand am Strand genossen.
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Auch auf Alderney hat die SS ein Konzentrationslager gebaut und Menschen vernichtet. Die ganzen Kanalinseln sind von den „Prachtbauten“ verschandelt. Teilweise wurden ganze Strände mit Betonmauern umgeben (siehe oben).
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Arvid sortiert Eitech
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Bordunterricht.
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2 Kommentare zu “Zurück auf Los

  1. Ulli Krüger
    23. Juli 2014

    Ich wünsche Euch, dass bald alle „Kinderkrankheiten“ der Outer Rim kuriert sind! Es war aber nicht das allererste Schiff, das die Werft gebaut hat, oder? Sind denn solche Probleme bei Vorläufern nicht aufgetreten??? Ich bewundere Eure Geduld und positive Einstellung mit einer Portion Galgenhumor ;-). Wahrscheinlich ist es ja die Freiheit, die einen so ausgeglichen und belastbar macht!?
    All the best weiterhin!
    ulli
    (Coralie lässt die Zwillinge ganz lieb grüßen!)

    • Thomas
      23. Juli 2014

      Hallo Ulli,

      das war das zweite (und letzte) Schiff, das die Werft mit Lithium-Ionen-Batterien ausgestattet hat. Beim ersten hat es ebenso große Probleme gegeben, was man uns aber vorher nicht gesagt hat. Jetzt ist unser Schiff mit einem Batteriesystem ausgetattet, wie die anderen 60 vorherigen. Damit hat man also Erfahrung und wir sind zuversichtlich, dass das auch jetzt funktionieren wird.
      Liebe Grüße zurück von Vsevolod und Franka … und natürlich an die ganze Familie!

      Natalya und Thomas

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 22. Juli 2014 von in Uncategorized.
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