SY Outer Rim – A Family's Sailing Adventure

Sailing across the world's oceans with four kids

Vogeltaxi nach Argentinien

(Tag 537 – 9.615 sm)

Der Start unserer Fahrt nach Argentinien war holprig. Kaum waren die Segel gesetzt, merkten wir, dass der Autopilot nicht optimal steuerte. Er schaffte es nicht, das Schiff auf gerader Linie zu steuern. Immer wieder fiel er zu stark vom Wind ab, fing sich wieder – nur um dann zu stark anzuluven. Ein ständiges Hin- und Herpendeln. Die Ursache war schnell gefunden: Thomas hatte am Vorabend noch Updates für das Raymarine-System installiert. Dadurch hat der Autopilot alles Wissen darüber, wie unser Schiff zu steuern ist, verloren. Also Segel runter und Setup fahren. Aber das alleine hilft nur bedingt. Unser Autopilot ist selbst lernend und lernt über die Zeit das Schiff und seine Bewegungen immer besser einzuschätzen … und teilweise vorherzusehen. Das war leider jetzt alles weg. Also mussten wir es die ersten paar Stunden, dass die Selbststeuerung wie ein Segelschüler am Ruder stand. Wie auch immer, besser als selbst zu steuern.
Anfangs war der Wind prächtig und kam aus östlichen Richtungen. Das bedeutete Halb- bis Raumwind. Mit gerefften Groß- und Genuasegeln schossen wir mit 9 bis 10 Knoten dahin. Es kamen aus dem Cockpit laute Wünsche nach: „Reffen, jetzt, sofort!“.  Als unsere Geschwindigkeitsanzeige über 10 und sogar 11 schoss meinte der Skipper: „es kann nicht sein!“  Ein prüfender Blick ins Kielwasser genügte, um festzustellen, dass da was nicht stimmt. Und tatsächlich hat das Update die Geschwindigkeitsanzeige von Knoten auf km/h umgestellt – einen Einheit, die auf Segelbooten so gar keinen Sinn ergibt. War schnell wieder richtig gestellt und Natalya beruhigt und zufrieden. Wenn das nur immer so einfach wäre …
Der Rest der Fahrt war ehr ereignislos. Wir genossen das tolle Wetter, den Sonnenschein, das sich allmählich wieder blau-türkis färbende Wasser, das ruhige Dahingleiten und die Ruhe um uns herum. Die Kinder spielten, hörten wieder Hörspiele. Nicht allen fiel der Abschied von Piriapolis leicht. Arvid stand betrübt am Heckfenster und rief nach Kalibu.
Der Wind drehte auf Nord, so dass wir mit Genua vor dem Wind segelten. Nicht mehr so schnell, aber ausreichend. In der Nacht, wie immer beim Vorwindkurs, klapperte das Geschirr und die Töpfe, man musste die Matratze beim Schlafen festhalten, aber die Kinder stört das alles nicht. Sie haben wunderbar geschlafen und verstehen immer noch nicht, was ihre Eltern damit für Probleme haben.
Eine ganze Weile waren wieder viele Vögel um uns herum. Die Albatrosse kannten wir ja schon. Ein junger Vogel saß mehrere Stunden auf unserem Dinghy und ließ sich viele Meilen von uns chauffieren. Sicher wollte er auch nach Süden … genau wie wir. Ein anderer Vogel machte es sich auf der Selbstwendeschiene unserer Fock bequem. Es störte ihn auch nicht, dass Thomas eine Weile neben ihm sitzend sich um einige Leinen kümmern musste. Und der dritte Vogel versuchte sogar, auf Thomas Kopf zu landen. Soviel Aufdringlichkeit geht dann doch zu weit.
Einige Zeit bevor wir Mar del Plata erreichten begannen wir schon, mit der Prefectura – der dortigen Coast Guard – zu funken. Argentinien ist ja sehr formalistisch und vom Militär geprägt. Das heißt für uns Segler, dass wir uns überall bei den jeweiligen Behörden an- und abmelden müssen. Die Dame am Funk war recht nett und anfangs auch geduldig mit Natalyas Funksprüchen auf Spanisch. Das stieß nur irgendwann auf seine Grenzen und es war Funkstille. Einige Zeit später kam dann eine Männerstimme auf den Äther, die uns rief. Dieses Mal auf englisch. Das ist dann doch entspannter. Insgesamt saßen wir sicher über eine halbe Stunde an der Funke und tauschten Infos aus: „Wer? Warum? Womit? Und mit wie viel Bruttoregistertonnen? Das wollte der nette Herr nachts um eins wissen und das war nur die Voranmeldung bevor wir in den Hafen fuhren! Dort meldeten wir uns dann natürlich nochmal.
Im Hafen selbst tasteten wir uns dann Richtung Marinaeinfahrt. Es war um 2 Uhr morgens natürlich stockfinster. So fiel uns dann auch erst durch einen Ruck, der durch das Schiff ging, auf, dass ein Schlauch sich ziemlich weit ins Hafenbecken hineinragte. Nun, wir hoffen mal, dass er nicht beschädigt wurde.
Vor der Marina sollten eigentlich Wartebojen sein. Wir kreisten einige Male und fanden nur Schwimmkörper ohne Öse oder solche, an denen wir nicht festmachen wollten. Also Anker raus. Um halb drei will der Skipper dann doch auch mal ins Bett. War auch seinbar ok. Jedenfalls hat sich keiner beschwert. Um halb sieben fuhr ein Dingi der Prefektura schnuppernd an unserem Schiff vorbei. Beim Frühstück konnten wir hautnah miterleben wir ein Frachtschiff neben uns von zwei Schleppern an den Steg bugsiert wurde. Natalya fragte schon ganz neidisch, wo man so einen Service buchen kann. Nun, wir sind auch ohne in die Marina gekommen. Nach ein paar Stunden Schlaf haben wir dann nämlich am Morgen das Schiff an den Steg gelegt. Jetzt werden wir kurz Mar del Plata genießen, bevor es dann weiter geht.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 10. November 2015 von in Uncategorized.
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