(Tag 406)
Mehr als sechs Wochen seit dem letzten Beitrag. So mach einer mag sich gefragt haben, ob bei uns noch alles in Ordnung ist. Nein, wir sind nicht von brasilianischen Banditen verschleppt worden, auch ist das Schiff nicht gesunken … wir sind wohlauf. Wir hatten nur ein paar Wochen Alternativprogramm in Deutschland: Familie und Freunde besuchen, Arzt- und Notartermine wahrnehmen, Kleidung und Ersatzteile kaufen und wieder einmal die Eindrücke der Ferne an der deutschen Realität kalibrieren.
Vor zehn Tagen ging es dann wieder zurück – non-stop von Frankfurt nach Salvador. Im Gepäck Tonnen von „Schmuggelware“. Viele Ersatzteile haben wir von Deutschland zum Schiff mitgenommen, darunter auch Gefahrgüter, die eigentlich im Flieger nicht erlaubt sind. Schön verpackt in Schichten von Tüten und Kleidung, die orangen Warnschilder abgerissen und teilweise sogar in Shampooflaschen umgefüllt, befanden sich viele unerlaubte Flüssigkeiten in unserem Gepäck. Noch viel mehr hatten wir sonstige Ersatzteile in die Taschen verbracht … bis hin zum Plotter und einigen Tablets. Über dem Haufen an Gepäck thronte dann das 2,4m lange Päckchen mit Teak-Teilen.
Wir hatten es kaum zu hoffen geglaubt: Aber die 11 Gepäckstücke kamen vollständig, unversehrt und auch vom Zoll unbemerkt in Salvador an. Der Typ beim Zoll fragte zwar, was wir in den Kisten hätten. Die Antwort, dass sich darin Kleidung und „Teile“ befänden, reichte ihm dann, um uns durchzuwinken. Geschafft!
Seither verbringen wir viel Zeit mit dem Einbau der hierher geschafften Ersatzteile. So wurden Wasserleitungen neu verlegt, Badeleitern fest angebracht, Batterien ausgetauscht und allem voran das Teakdeck repariert. Und ist das ein frustrierendes Erlebnis! Hier in Brasilien kann ja jeder alles … zumindest dem eigenen Bekunden nach. Leider merkt man immer erst im Nachhinein, dass dem nicht so ist. Wir wollten ja eigentlich ein paar Tage in den nahe gelegenen Nationalpark fahren, sind aber erst mal hier geblieben. Zwar hat man uns gesagt, dass wir schon fahren können und das Teak in der Zwischenzeit sauber verlegt wird. So ganz wollten wir dem Braten aber nicht trauen. Zu Recht! Immer wieder musste Thomas korrigierend eingreifen (teilweise leider zu spät) und das Internet konsultieren, wie man denn nun richtig Teak verlegt. Heute sollten die Fugen vergossen werden. Leider hat der Typ keinerlei Erfahrung mit dem zu verwendenden Sikaflex. Das ist halt nicht nur einfaches Silikon, sondern eine Vergussmasse, die dann auch schön flüssig ist. Er kam damit gar nicht zurecht und hat mit der Spachtel auch wie wild daran rum korrigiert. Thomas hat ihn dann mit den Verarbeitungshinweisen des Herstellers konfrontiert. Ende vom Lied: Alle Fugen müssen neu gemacht werden. Wie frustrierend! Jetzt wird erst mal neues Sikaflex aus Sao Paulo bestellt. Nächste Woche geht das Drama dann weiter.
Auch die Waschmaschine hat uns auf Trab gehalten. Die pumpte ja schon vor unserem Deutschlandaufenthalt nicht mehr korrekt ab. Der Fehler war scheinbar schnell gefunden und auch vom Bosch-Kundendienst bestätigt: Laugenpumpe defekt. Aus Deutschland haben wir zwei Ersatzpumpen importiert und Thomas hat sich auch munter ans Werk gemacht, eine neue Pumpe einzubauen. Aber welch Wunder: die neue Pumpe hatte den gleichen Fehler wie die alte. Tage des Bastelns, Probierens, Umbauen und Messen führten dann zur eigentlichen Ursache des Fehlers: Die Spannung des Landstroms ist etwas zu niedrig – 198 Volt statt 230 Volt wie nötig. Dadurch hat die Pumpe zu wenig „Saft“, um korrekt anzulaufen. Viel Arbeit, die umsonst war.
Neben den ganzen Arbeiten hatten wir aber auch eine ganz nette Zeit hier in Salvador. Wir freuten uns, unsere Freunde von der Kalibu wieder zu treffen, die noch ein paar Tage am gleichen Steg lagen. Die Kinder haben sich bei Monopoly und Siedler die Köpfe heiß gespielt und gemeinsam gab es einen tollen Grillabend an Bord der Kalibu. Wer hätte gedacht, dass Grillkäse und gegrilltes Gemüse so reißenden Absatz finden.
Und zu guter Letzt waren wir total begeistert, dass wir wider Erwarten Audrey und Sebastian von der SY Galopin noch treffen konnten. Wir kennen die beiden Bretonen schon seit El Hierro, haben sie in Mindelo und in Senegal getroffen und hatten eigentlich erwartet, sie danach nicht wieder zu sehen- sie wollen in die Karibik, wir nach Süden. Aber auch sie sind nach Salvador gekommen. Eine gebrochene Latte im Großsegel zwang sie ein paar Tage länger zu bleiben. So konnten wir gestern noch gemeinsam bei Wein, Bier und Rum Abschied feiern … wer weiß, wo man sich wieder trifft. Ihr nächstes Ziel ist Französisch Guyana.
Für morgen haben wir Busfahrkarten nach Lençóis gebucht, wo wir den Nationalpark Chapada Diamantina besuchen und dort wandern wollen.