(Tag 277 – 4.714 sm)
Ein Bericht von Franka und Vsevolod:
In Deutschland kann man schnell in sein Auto einsteigen und zum Supermarkt fahren. Wer hier in Gambia etwas braucht, muss auf den Wochenmarkt warten. Denn in kleinen Dorfläden wird nicht mal das Nötigste verkauft. Wir wollen einen solchen Markt in Wassu anschauen, und nebenbei unseren Gemüsevorrat auffüllen.
Früh am Morgen stiegen wir in das Pferdetaxi ein und zuckelten zum Markt. Auf der Straße war Hochbetrieb, weil alle zum Markt wollten. Voll beladene Pferde- und Eselkutschen kamen uns entgegen oder überholten uns. Als wir das erste Mal in Wassu waren, standen hier nur ein paar ärmliche Stände mit schrumpeligen Tomaten und Auberginen. Heute war alles mit den Ständen voll und jeder Zentimeter wurde benutzt. Die vielen Menschen konnten nur hintereinander an den Ständen vorbei gehen.
Der Markt war in verschiedene thematische Abschnitte unterteilt. Als erstes kamen die Haushaltswaren. Die Verkäufer boten riesengroße Töpfe und monströse Waschschüsseln an. Wir fanden auch Stühle aus Palmblättern und eiserne Truhen. Von jedem Ding gab es nur ein Modell. Frauen verkauften große weiße Kugeln der selbstgemachten Seife. Die Kugeln erinnerten eher an Speckknödeln als an ein duftiges Stück Seife. In kleinen Tütchen wurden Farbstoffe für das Färben von Kleidern und Duftstoffe für das Feuer verkauft. Der Papa fand unter Eisenwaren sogar die richtigen Schrauben, die aber schon so benutzt waren, dass wir sie nicht gekauft haben. Schrauben werden hier übrigens pro Stück verkauft. Eine große kostet 25 Cent.
Am Viehmarkt standen Kühe, Schafe und Ziegen in dichten Herden gedrängt. Die Tiere waren sehr gestresst. Von den genervten Kühen mit riesigen Hörnern hielten wir uns fern. Ein Lastwagen voll Kühen kam die Straße entlang geholpert. Die armen Tiere standen ganz dicht beieinander. Manche Viehbesitzer brachten ihre Tiere zu einer nebenstehenden Schlachterei, wo man sie ausgenommen und verarbeitet wieder bekam. Die Mama ließ uns nicht dorthin, nur Papa und schlafender Arvid gingen rein. Auch Pferde und Pferdegeschirr wurden angeboten. Eine Kuh kostet bis zu 50 Tausend Dalasi, was Tausend Euro entspricht. Die meisten Verkäufer auf dem Tiermarkt waren aus dem Stamm der Fula. Sie trugen lange farbige Gewänder und Turbane.
Von dem Viehmarkt ging es zu den "Restaurants". Das Fleisch wurde hier gleich gekochten, gegrillt oder gegart. Man konnte sehen, dass in die Eintöpfe statt Fleisch die fetten dicken Lappen kamen. Der Papa wollte einen Imbiss fotografieren, aber die Besitzerin hat ihm gesagt, dass er erstmal da was essen soll, sonst darf es das nicht. Der Papa hatte nicht wirklich Appetit auf so einen fetten Eintopf.
Wir gingen ganz schnell durch die Reihen mit Kleidung, denn wir brauchten dort nichts. Als letztes kam der Gemüsemarkt. Die Frauen mit ihrem Gemüse saßen auf dem Boden, die kleinen Berge von Gemüse von sich ausgebreitet. Der Rettich sah einladend frisch aus. Aber wir mussten lange warten, weil vor uns Soldaten Tausende von Tjichatus gekauft haben. Das ist eine Gemüseart, die außen wie eine Tomate aussieht nur in weiß, und innen wie Aubergine, und schmeckt ziemlich bitter. Von den Frauen, die Tomaten verkauften, hatten nur zwei solche Tomaten, die wir auch essen könnten. Die restlichen Tomaten waren matschig und rochen zum Teil schon sauer. Als wir weiter gingen sahen wir einen Berg Salz. Das Salz war sehr grobkörnig und wurde mit einem Messbecher verkauft. Auf diesem Markt besaßen die meisten Verkäuferinnen eine Waage. Normalerweise wird hier Gemüse pro Stück verkauft.
Für die Rückfahrt wir wieder eine Kutsche. Der Papa verhandelte lange mit dem Kutscher um den Preis. Als wir zurück nach Kuntaur kamen, wirkte das Dorf verlassen, denn alle waren noch beim Markt.