Am Freitag hieß es endlich wieder: Ankerauf! Fünf Wochen lagen wir in der Bucht von Mindelo und hatten dort eine schöne und interessante Zeit. Aber geplant war das nicht. Was hat uns hier so lange festgehalten? Natürlich die Wartung der Outer Rim.
Es gab mehrere Dinge an Bord, die schon seit einiger Zeit nicht mehr funktioniert hatten. Alles keine großen Sachen, mussten aber repariert werden. Dazu hatte die Werft DiscoveryYachts schon Mitte Oktober ein Paket mit Ersatzteilen auf dem Weg zu uns geschickt. Aber trotz Expressversand hat es uns auf den Kanaren nicht erreicht. Der Zoll hat es nicht freigegeben. Also ging das Paket wieder zurück und wurde nach Mindelo geschickt. Am Dienstag hat es uns dann endlich erreicht – nach 25 Tagen Laufzeit (DHL Expressversand mit 3 Tagen Lieferzeit … hahaha).
Man stellt sich das mit seiner westeuropäischen Brille ja immer so einfach vor: Adresse steht ja auf dem Paket und da wird das dann auch hingeliefert. Aber so einen Service gibt es auf den kapverdischen Inseln selbst bei DHL nicht. Abholung ist angesagt! Nur wann und wo kann einem keiner sagen. Wir hatten die Telefonnummer von DHL in Mindelo und in Praia. Mit einer lokalen Prepaid-Karte haben wir dort dann täglich mehrmals angerufen, bis man uns am letzten Montag mitteilte, dass das Paket am Flughafen auf Abholung wartet. Voll Freude sind dann Vsevolod und Thomas ins Taxi gestiegen und dort hin gefahren. Aber mit Abholung war nicht viel … alles was wir erreichen konnten, war ein Stapel Papiere zum Paket abholen. Damit mussten wir wieder zurück nach Mindelo um bei einem Import-Manager offizielle Importpapiere erstellen zu lassen. Dazu brauchten wir wiederum erst mal eine Steuernummer, die bei der Nationalbank zu beantragen war – ja, wir haben jetzt eine kapverdianische Steuernummer 😉 Die Papiere waren dann Dienstagmittag fertig. Damit konnte das Paket am Flughafen geholt werden – aber nicht ohne einen Zöllner aus Mindelo im Taxi mit dorthin zu nehmen, der das Paket auf dem Weg bis zu unserem Dinghy überwachte. Es sollte vermieden werden, dass wir die Waren an Land in Verkehr bringen.
Nun, nach langem Warten und viel Frust stand das Paket endlich am Achterdeck. Wir gingen dann gleich ans Einbauen. Glücklicher Weise war gerade ein Techniker von Discovery in Mindelo, der uns helfen konnte. Leider hat er dabei unsere Batterie kurz geschossen und eine 225 Ampere-Sicherung geliefert. Wohl dem, der solche Dinge im Ersatzteillager hat!
Seither funktioniert endlich wieder alles an Bord. Das Wichtigste für uns war, dass die Toilettenspülung wieder geht. Fast drei Wochen mussten wir mit Eimer manuell spülen. Da die Kinder das nicht selbst machen konnten und Natalya und Thomas nicht immer Zeit hatten, baute sich manchmal ein unangenehmer Geruch im Schiff auf. Das war zwar kein Sicherheitsrelevanter Defekt, aber eine erhebliche Komforteinbuße.
Mittwoch und Donnerstag haben wir noch genutzt, um uns bei einigen Freunden in Mindelo zu verabschieden. Donnerstagabend gab es noch einen sehr netten Grillabend bei Milan und seiner Familie. Abschied fällt manchmal nicht leicht … aber das ist Teil einer solchen Reise. Man hofft dann immer, sich irgendwann an einem anderen Ort wieder zur treffen. So wie Uwe von der SY Tara z.B., der uns schon seit Teneriffa begleitet und mit dem wir – wann immer wir uns wieder treffen – schöne Abende im Cockpit verbringen.
Freitag hieß es dann Ablegen aus Mindelo, nachdem Arvid und Thomas bei der Hafenpolizei zum Ausklarieren waren (Hier muss man auf jeder Insel ein- und ausklarieren). Wir wollten unsere Tanks noch mit Diesel füllen – man weiß ja nicht, wo die nächste Tankstelle mit sauberem Diesel ist. Leider wollten so viele andere Boote ablegen und auftanken, dass wir erst mal eine halbe Ewigkeit Kreise vor der Tankstelle drehen mussten. Als es dann endlich los gehen konnte, setzten wir das Großsegel und Thomas aktivierte den Autopilot, um während der Fahrt aus dem Hafen das Deck weiter zu klarieren (Fender verstauen, Leinen aufschießen etc.). Normalerweise bedeutet dies, dass das Schiff einfach geradeaus weiter läuft ohne dass man etwas machen müsste. Aber es drehte sofort mit vollem Ruderausschlag nach Backbord. Mehrere Versuche, dies zu beheben schlugen fehl. Statt dessen verabschiedete sich auch noch der Autopilot-Steuermotor. Also umgedreht und wieder Anker ausgebracht. Nach einiger Zeit und unzähligen Programmierversuchen, fand Thomas ein Setup, womit es scheinbar funktionierte.
Wir sind dann gleich wieder raus gefahren und haben getestet – erst unter Motor, dann unter Segel. Da alles passte, segelten wir auch gleich weiter. Die vorherrschende Windrichtung auf den Kapverden ist Nordost. Da wir im Norden um die Insel Sao Vicente herum mussten, hieß das erst mal Kreuzen gegen Wind, Welle und Strömung … und das bei 30 bis 35 Knoten Wind, der immer wieder böig einfiel. Wir hatten das zwar erwartet, aber dennoch war die Fahrt nicht wirklich angenehm. Klar, wir hätten auch einige Strecke unter Motor laufen können, um abzukürzen. Aber wir nahmen es sportlich und segelten bis wir – schon nach Einbruch der Nacht – am Ankerplatz auf Santa Luzia ankamen. Hier liegen wir an einem mehrere Kilometer langen Sandstrand über glasklarem Wasser. Unter uns sehen wir den Meeresgrund auf 10 Meter Tiefe. Wir gehen Schnorcheln und Schwimmen und bewundern die unzähligen Fische, die sich unter uns tummeln.
Am heutigen Sonntag ist schulfrei und die Kinder nutzen das für einen Bastelvormittag. Es ist ja bald Weihnachten und unser Boot soll etwas weihnachtlich geschmückt werden. Heute werden Fensterbilder gebastelt.
Morgen geht es dann nach Tarafal auf Sao Nicolau weiter. Dort haben wir hoffentlich auch wieder Internet-Anschluss und es gibt auch ein paar mehr Bilder.