(Tag 182)
Ein Bericht von Franka über unseren Ausflug vom letzten Samstag:
Heute früh war ich sehr aufgeregt, weil wir seit langem wieder mal wandern gehen wollten. Dafür mussten wir erst einmal mit einer Fähre zur Nachbarinsel Santo Antao hinüberfahren. Die Fähre war zwar verrostet, aber wir beobachteten schon seit zwei Wochen von unserem Ankerplatz aus, dass sie jedes Mal zuverlässig wieder zurückkommt. Als Papa uns die Fahrkarten für die Fähre kaufte, musste er alle namentlich eintragen und auch das Alter der Kinder angeben, was ohne Portugiesisch nicht so einfach ist. Die Überfahrt war sehr schauklig, denn die See war aufgewühlt. Arvid lief trotzdem mit großer Freude im Kreis um den Schornstein herum. Auch das Schlauchboot fand er sehr anziehend, und versuchte unter der Absperrung drunter zu kriechen. Währenddessen saßen alle anderen Babys auf dem Schoß ihrer Eltern. Aber man macht ja eine Weltreise nicht, um alles zu verschlafen.
In Puerto Novo angekommen trafen wir bereits am Fähr-Terminal auf jede Menge Taxifahrers mit ihren Taxis, sie heißen hier Aluguer. Sie wollte alle, dass wir mit ihrem Taxi fuhren, deswegen drängelten sie ständig vor. Papa hat sich für einen offenen Pick-up entschieden, bei dem man hinten auf der Ladefläche sitzen kann, was bei der Hitze sehr angenehm ist. Wir wurden auf der Fahrt ziemlich durchgeschüttelt, denn hier sind alle Straßen nicht geteert, sondern gepflastert. Das liegt daran, dass man hier die Steine abbauen kann und sie auch praktischer als der Teer sind, weil sie in der Hitze nicht schmelzen. Wir fuhren auf einen Berg hinauf, um von dem höchsten Punkt auf der anderen Seite runter zu der Küste zu laufen.
Wir stiegen an einem Kraterrand einer kleinen Caldera aus. Der Weg war ziemlich staubig, denn es regnet hier ziemlich selten. Im Gegensatz zu der trocknen Küste war die Caldera sehr grün. Die Bauern bewirtschaften hier viele Felder, die wegen der steilen Wände in Stufenform angelegt wurden. Man nennt diese Form der Felder Terrassen. So kann das Wasser die Erde nicht wegspülen und die Feuchtigkeit bleibt. Überall auf den Feldern wurde Mais angebaut. Kühe muhten, und Ziegen meckerten. In Deutschland haben wir Mama zum Muttertag einen Strauch im Topf geschenkt. Den mussten Mama und Papa jeden Herbst in den Keller runtertragen, damit er nicht erfriert. Hier wachsen diese Sträucher in riesigen Büschen. Auf einem Stück des Weges lagen auf dem Weg große Steinblöcke und viel Schutt. Die kamen von den Felsen über uns als eine Lawine ins Tal runter raste. Das Dorf im Tal hatte kein fließendes Wasser. Deswegen müssen die Dorfbewohner das Wasser mit Eseln von einer Quelle in Kanistern holen. Ein Esel kann zwei 20 Liter Kanister tragen. Das soll für die ganze Familie für den Tag reichen! Diese Arbeit müssen die Kinder erledigen.
An der niedrigsten Stelle der Caldera flossen bereits Wolken ins Tal. Es war erstaunlich, wie schnell sie waren. Wir stiegen in eine Wolke hinein, unter uns war alles weiß und wir hatten das Gefühl, dass der steile Weg ins Wattenmeer führte. In der Wolke war es erfrischend kühl. Über uns kreisten zwei Adler. Der Abstieg war sehr steil, so dass uns bald unsere Knie und unsere Zehen wehtaten. Arvid saß ganz gemütlich in seiner Sänfte (Kraxe) und kaute an einem Keks herum. Papa hat sich sehr darüber gefreut, dass wir so einen gut genährten Jungen haben. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir das erste Dorf in dem Tal, in das wir hineinwanderten. Vor dem Dorf pflanzen die Bauer riesiges Zuckerrohr an, die mindestens doppelt so groß waren wie Vsevolod. Aus dem Zuckerrohr brennen sie Grogue, den lokalen Schnaps. Mit den Resten des getrockneten Zuckerrohrs decken sie ihre Dächer. Das sieht einem Reetdach ähnlich aus. Ein Stück des Weges begleiteten uns die Dorfkinder auf dem Schulweg. Sie gingen alle zusammen in die Schule, und jeder wartete an seinem Hauf auf die anderen. Talora hat festgestellt, dass ihre Füße für ihre Schuhe zu groß geworden sind, und deswegen hat sie Blasen bekommen.
Die Bauern bewässern hier ihre Plantagen mit einem komplizierten Netz von Kanälen. Diese Betonröhren führen wenig Wasser und laufen meistens in ein großes Becken ein. Aus so einem Becken führen weitere Kanäle zu den Feldern. Sie haben Schleusen, die man schließen kann, damit das ganze Wasser nicht auf einmal verbraucht wird. Wir lernten einen neuen Fruchtbaum kennen – Papaero, und wir sahen viele Papaya Bäume. Am Ende des Weges wartete unser Aluguer auf uns. Der Fahrer war sehr pünktlich, und fuhr uns zurück zu dem Puero Novo. Auf dem Weg der Küste entlang sahen wir verschiedene Schichten von Felsen. Sie entstanden alle während der Vulkanausbrüche. Wir kamen an einem Strand mit hohen Brechern vorbei. Ein einsames Segelboot dümpelte dahin. Von Puerto Novo fuhren wir mit der gleichen Fähre wieder zurück. Wir fanden die Wanderung alle sehr schön, waren aber doch nach fast 20 km Strecke und 1.500 Höhenmetern recht müde.